Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) warnt eindringlich davor, in der sich abzeichnenden Energiekrise die Fehler aus der Corona-Pandemie zu wiederholen und Schwimmbäder und weitere Sportstätten erneut zu schließen.
"Wir müssen uns dafür stark machen, dass die Sport-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung nicht wieder eingeschränkt werden. Schon die Pandemie hat einen dramatischen Bewegungsmangel herbeigeführt mit allen negativen Folgen, gerade auch für Menschen mit Behinderung. Das darf sich nicht wiederholen. Die erneute Schließung von Sportstätten wäre eine hohe Hürde und würde uns in unseren Bemühungen um soziale Teilhabe und Inklusion noch weiter zurückwerfen", erklärt DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher.
"Der vereinsbasierte und gemeinwohlorientierte Sport ist wesentlich mehr als eine Freizeitaktivität. Er ist unverzichtbarer Teil der sozialen Daseinsvorsorge und erfüllt wichtige soziale und gesundheitsfördernde Funktionen für die Gesellschaft. Dies muss bei allen Entscheidungen zur Gas- und Wärmeversorgung berücksichtigt werden", sagt der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester.
Der DBS fordert die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen auf, für das Schwimmenlernen geeignete Bäder bzw. Wasserflächen so lange wie möglich geöffnet zu halten. Dies gelte auch für Sporthallen.
Der DBS verurteilt die Empfehlung des Deutschen Städtetages, kurzfristig Hallenbäder (nicht Spaßbäder) zu schließen – was drastische Folgen für die Sicherheit und Lebensqualität der Bürgerinnen, insbesondere für Kinder und Jugendliche, in Kauf nimmt.
Die deutschen Sportvereine werden von der aktuellen Krise nach der Pandemie erneut auch finanziell getroffen. Neben Entlastungen für Privatpersonen und Unternehmen bedarf es auch direkter finanzielle Hilfen für Sportvereine. Beitragserhöhungen sind keine Option, da die Vereinsmitglieder auch privat massiv von den Preissteigerungen betroffen sind. Bund und Länder dürfen die Kommunen mit den Energiepreissteigerungen nicht allein lassen.
Sportstätten langfristig unabhängig von fossilen Brennstoffen machen
Langfristig gilt es, die Sportstätten von fossilen Energien unabhängig zu machen. Mit umfassenden energetischen Beratungen (Ökochecks/Energiechecks), darauf basierenden Investitionen und zusätzlichen Förderlinien (Investitionszuschüsse/zinslose Darlehen) kann die Umrüstung auf regenerative Energieträger vorangetrieben werden. Ein Beispiel: Die Dachflächen von rund 39.000 deutschen Sport- und Tennishallen bieten ein großes Potenzial für Kommunen und Sportvereine, Sportanlagen so schnell wie möglich weitgehend mit regenerativer Solarenergie zu versorgen.
Fakten zur Situation der deutschen Sportstätten
In Deutschland existieren etwa 230.000 Sportstätten, darunter 39.000 Sport- und Tennishallen, 9.340 Bäder, 8.000 Schießanlagen und 60.000 Vereinsheime bzw. Funktionsgebäude. Insgesamt übernehmen für etwa zwei Drittel der Sportstätten Kommunen die Trägerschaft, bei dem verbleibenden Drittel sind Sportvereine die Eigentümer. Der Sanierungsstau bei den Investitionen für Sportstätten verursacht vor allem beim Thema Energie negative Folgen: Da viele Sportstätten im Zuge der “Goldenen Pläne” gebaut wurden und seither nicht mehr großflächig saniert wurden, dominieren bei der Wärmeversorgung vor allem fossile Energieträger wie Ölheizungen, Gasheizungen oder sogar Nachtspeicheröfen.
Die Verwendung von regenerativen Energiequellen zur Wärmeversorgung stellt die Ausnahme dar. Das gleiche gilt für die regenerative Energieversorgung durch Photovoltaik-Anlagen. Die unzureichende Gesetzeslage zur Finanzierung und zum Betrieb von PV-Anlagen schreckt viele Sportvereine vor diesem Investment ab.
Wieso sind Schwimmbäder besonders betroffen?
Mehr als 90 Prozent der Schwimmbäder werden aktuell mit Gas beheizt. Das Schwimmbad ist diejenige Sportanlage, die den höchsten Energiebedarf aufweist. Sie werden fast ausschließlich durch Kommunen oder private Betreiber betrieben. Nur wenige Sportvereine besitzen ein vereinseigenes Schwimmbad. (Quelle: DBS, 21.07.2022)