Die Jüdische Gemeinde Frankfurt

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Die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main gehört mit mehr als 6.000 Mitgliedern zu den größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Sie ist bekannt wegen des "Frankfurter Modells", in dem verschiedene Strömungen des Judentums, also etwa liberal und orthodox, unter einem Dach versammelt sind. 2023 beging die Gemeinde den 75. Jahrestag ihrer Wiederbegründung nach der Schoah.

Immer wieder wird Frankfurt als die "jüdischste Stadt Deutschlands" bezeichnet. Es gibt dort mehrere Synagogen, die größte ist die Westend-Synagoge. Hinzu kommen unter anderen ein Gemeinde- und Familienzentrum, Kindergärten, die I.E. Lichtigfeld-Schule mit Grundschule und gymnasialer Oberstufe sowie mehrere Friedhöfe.

Wichtiger Schauplatz liberaler Juden

Jüdisches Leben in Frankfurt hat eine lange Tradition. Die Anfänge gehen zurück bis ins 12. Jahrhundert, als sich in dem Gebiet um den heutigen Dom eine erste jüdische Gemeinde bildete. Auch in Frankfurt kam es zu Verfolgungen von Juden. 1464 wurde ihnen schließlich ein Areal an der Stadtgrenze zugewiesen, wo später die Judengasse, das Frankfurter Ghetto, entstand. Nach der bürgerlichen Gleichstellung im Jahr 1864 zogen Juden auch in andere Stadtteile.

Vor der Schoah war Frankfurt einer der wichtigsten Schauplätze für die Geschichte des liberalen Judentums. Reformrabbiner wie Caesar Seligmann und Georg Salzberger wirkten in der Stadt. Aufseiten der Orthodoxie war ein weiterer bedeutender Rabbiner in Frankfurt tätig: Samson Raphael Hirsch, Gründer der modernen Orthodoxie.

NS-Zeit

Viele Juden hatten zu unterschiedlichen Zeiten wichtige Funktionen in der Frankfurter Kultur- und Politikszene. Institutionen wie die Goethe-Universität oder die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" gehen auf jüdische Stiftungen und Gründungen zurück. Bis 1933 hatte die Frankfurter Gemeinde mehr als 30.000 Mitglieder. Die NS-Zeit machte dem jüdischen Leben der Stadt den Garaus. Viele Gemeindemitglieder flohen, rund 12.000 Frankfurter Juden kamen in den Lagern ums Leben.

Im Juli 1945 wurde Rabbiner Leopold Neuhaus, der in Theresienstadt inhaftiert war, von der amerikanischen Militärregierung mit der Gründung einer jüdischen Gemeinde beauftragt. Wenige überlebende Frankfurter Juden gehörten zu den Gründern der Gemeinde, überwiegend waren es polnische Holocaust-Überlebende. 1949 nahm die Gemeinde mit rund 800 Mitgliedern den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts an. (KNA/Stand: 04.09.2024)