Was seit 1992 als pompöse Hymne der UEFA Champions League Rasentreter quasi sakralisiert und Fans elektrisiert, hat seinen eigentlichen Sitz: in der englischen Königskrönung. Die Hymne "Zadok the Priest" wurde von Georg Friedrich Händel (1685-1759) komponiert, als eine von vier Krönungshymnen für König George II. 1727. Seither wurde sie bei der Krönung jedes britischen Monarchen gesungen, und zwar zur Salbung.
Der Text ist eine Übersetzung der traditionellen Antiphon "Unxerunt Salomonem", die aus dem biblischen Bericht über die Salbung König Salomos durch den Priester Zadok stammt (1 Könige 1,38-40). Die Worte wurden sogar schon seit der Krönung von König Edgar in Bath Abbey im Jahr 973 bei jeder Krönung verwendet.
Es wird angenommen, dass eine frühere Vertonung von Thomas Tomkins für König Charles I. 1626 verfasst wurde. Henry Lawes schrieb eine weitere zur Krönung von Charles II. (1661). Der dritte Charles bekommt nun aber keine neue, sondern die traditionelle Version.
Der aus dem Bibeltext destillierte Text der Hymne (Händel-Werkverzeichnis Nr. 258) lautet: "Der Priester Zadok und der Prophet Nathan salbten Salomo zum König. Und alle Menschen freuten sich und sagten: Gott schütze den König! Lang lebe der König! Gott schütze den König! Möge der König ewig leben. Amen. Halleluja."
Während die biblische Zeile "God Save the King", die auch in der Nationalhymne verwandt wird, heute für einen weiblichen Monarchen in "Queen" gegendert wird, ändert sich der Hymnen-Text von "Zadok the Priest" nicht nach dem Geschlecht; als direktes Schriftzitat mit Bezug auf Salomo bleibt es bei "König".
Zur Saison 1992/93 beauftragte der europäische Fußballverband UEFA den britischen Komponisten, Dirigenten und Regisseur Tony Britten mit einer neuen Hymne für die Champions League. Er arrangierte den Anfang von "Zadok the Priest" neu und schlachtete es als Grundlage für den Kicker-Chorus aus. Der Kammerchor Academy of Saint Martin in the Fields sang die Champions-League-Hymne ein, begleitet vom Royal Philharmonic Orchestra. In diesem Text heißt es dann bedeutungsschwer: "These are the champions – die besten. Ils sont les meilleurs!" (KNA, 20.04.23)