Zur "Judensau", einer mittelalterlichen Schmähplastik an der Außenwand des Regensburger Doms, wurde am Montag eine neue Hinweistafel in deutscher und englischer Sprache angebracht. Sie löst eine ältere Fassung von 2005 ab.
Hauptverfasserin ist Eva Haverkamp-Rott, Professorin für mittelalterliche jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Wortlaut:
"'Judensau' - Darstellungen sind zu Stein gewordener Antisemitismus.
Das Motiv findet sich ab dem 13. Jahrhundert fast nur im deutschen Sprachraum. Obwohl das Schwein im Judentum als unrein gilt, wurde fälschlich behauptet, dass Juden wie Ferkel an einer Sau saugen.
Diese Darstellung wollte Ekel und Verachtung gegenüber Jüdinnen und Juden hervorrufen und das Judentum angreifen. In der christlichen Kunst verkörpert das Schwein vor allem den Teufel. Behauptet wurde daher, dass Jüdinnen und Juden mit dem Teufel im Bunde seien, von ihm 'genährt' würden und seine Lehren aufnähmen.
Diese Skulptur am Dom wurde im 14. Jahrhundert gegenüber dem jüdischen Wohnviertel angebracht. Sie zeigt Männer, die an den Zitzen einer Sau saugen und ihr ins Ohr sprechen. Die Männer sind durch 'Judenhüte' als Juden gekennzeichnet. Mit dieser menschenverachtenden Propaganda wurden Jüdinnen und Juden zu Feinden des Christentums erklärt. So wurde über Jahrhunderte Hass gegen sie geschürt.
Ausgrenzung, Verfolgung bis hin zum Mord waren die Folge. Heute soll diese Skulptur alle Menschen mahnen, gegen jede Form von Propaganda, Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus vorzugehen.(kna/23.01.2023)