Mai 1883: Die Geschichte der Kolonie Deutsch-Südwestafrika beginnt mit einer Finte. Der Kaufmannsgehilfe Heinrich Vogelsang erwirbt im Auftrag des Bremer Tabakhändlers Adolf Lüderitz die Bucht von Angra Pequena (später Lüderitzbucht) "bis zu einer Ausdehnung von 20 geografischen Meilen landeinwärts".
Vogelsangs Verhandlungspartner, Nama-Häuptling Joseph Fredericks, geht von einer englischen Meile aus, umgerechnet 1,6 Kilometer; Vogelsang legt dagegen stillschweigend das deutsche Maß fest: 7,4 Kilometer.
August 1884: In der Lüderitzbucht wird die deutsche Flagge offiziell gehisst. Dieser Akt gilt als eigentliche "Geburt" der Kolonie Deutsch-Südwestafrika.
Juli 1890: Als Folge des Helgoland-Sansibar-Vertrags wird Deutsch-Südwestafrika um den Caprivi-Zipfel erweitert, benannt nach Bismarcks Nachfolger als Reichskanzler, Leo von Caprivi.
Oktober 1890: Baubeginn der Festung Windhuk, in deren Schatten die heutige Hauptstadt Namibias, Windhuk, entsteht.
Januar 1904: Der Aufstand der Herero beginnt. Am 2. Oktober gibt der deutsche Truppenchef Lothar von Trotha seinen "Vernichtungsbefehl" aus. Darin kündigt er an, dass die Herero das Gebiet der Kolonie zu verlassen hätten.
"Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen. Ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen."
Auf die Erhebung der Herero folgt die der Nama. Bis 1908 sterben Zehntausende Menschen. Die Debatte über einen Völkermord in Namibia bezieht sich auf diese Kämpfe.
Juli 1914: Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Zu diesem Zeitpunkt leben 14.000 europäische Siedler in Deutsch-Südwestafrika, davon 12.000 Deutsche.
9. Juli 1915: Die deutsche Schutztruppe ergibt sich den Engländern. Das formelle Ende der Kolonie markiert der 1919 abgeschlossene Vertrag von Versailles. (kna)