Als Fortschreibung der katholischen Soziallehre wurde das am 7. Juli 2009 veröffentlichte dritte Lehrschreiben von Papst Benedikt XVI. aufgefasst. "Caritas in veritate" lautet der Titel des 142 Seiten umfassenden Dokuments zur "ganzheitlichen Entwicklung des Menschen in der Liebe und in der Wahrheit". Darin schlägt der Papst angesichts der globalen Wirtschaftskrise die Gründung einer weltweiten Steuerungsinstanz vor. Eine solche politische Weltautorität sei notwendig, um die Weltwirtschaft zu lenken, die von der Krise betroffenen Volkswirtschaften zu sanieren und einer Verschlimmerung der Krise vorzubeugen.
Die Wirtschafts- und Finanzkrise lässt nach Einschätzung von Benedikt XVI. schwerwiegende Verzerrungen und Missstände erkennen; es brauche strukturelle Erneuerung. Eine weltweite Ausbreitung von Wohlstand dürfe nicht durch Projekte gebremst werden, die von Einzelinteressen geleitet sind. Ernüchternd fällt die Analyse des Papstes über die Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte aus. "Absolut gesehen nimmt der weltweite Reichtum zu, doch die Ungleichheiten vergrößern sich. In den reichen Ländern verarmen neue Gesellschaftsklassen, und es entstehen neue Formen der Armut." In ärmeren Regionen wachse der Kontrast zwischen konsumorientierter Überentwicklung einzelner Gruppen und dem Skandal ungeheuren Elends. Gleichzeitig werde das soziale Netz immer schwächer. Auch internationale Hilfen würden nicht selten verantwortungslos zweckentfremdet.