Das Augustinerkloster in der Erfurter Altstadt ist ein evangelisches Tagungs- und Begegnungszentrum von überregionalem Rang. Bekannt ist es vor allem durch den Reformator Martin Luther (1483-1546). Dort lebte er zwischen 1505 und 1511 als katholischer Mönch und las nach der Priesterweihe 1507 seine erste Messe.
Die Anlage wurde ab 1277 durch die Augustiner-Eremiten, einem Bettelorden, in gotischen Formen erbaut. In der Reformationszeit ging sie in den Besitz der evangelischen Kirche über. In den folgenden Jahrhunderten waren dort unter anderem ein städtisches Gymnasium sowie eine Bibliothek, ein Waisenhaus und eine Predigerschule untergebracht. Schon in der Zeit der DDR war das Augustinerkloster als Luthergedenkstätte anerkannt.
Starke Schäden erlitt die Anlage 1945 durch zwei Bomben, die 267 Menschen töteten. Ein Teil der betroffenen Gebäude wurde bald nach Kriegsende wieder aufgebaut, ein modern gestalteter Neubau anstelle der völlig zerstörten Klosterbibliothek wurde 2010 eröffnet. Er enthält weitere Tagungs- und Funktionsräume.
In den vergangenen Jahren war das Augustinerkloster auch Ort bedeutender ökumenischer Veranstaltungen. So fand dort 1996 das deutsche Vorbereitungstreffen zur Europäischen Ökumenischen Versammlung im Folgejahr in Graz statt. Im Jahr 2011 traf der damalige Papst Benedikt XVI. bei einem Deutschlandbesuch dort mit Spitzenvertreterinnen und -vertretern des deutschen Protestantismus zusammen.