Die Evangelische Kirche im Rheinland tauft künftig auch Kinder, bei denen kein Elternteil der evangelischen Kirche angehört. Eine entsprechende Änderung der "Lebensordnung" beschloss die in Düsseldorf tagende Synode der Rheinischen Kirche. Einzige Bedingung ist, dass die christliche Erziehung der Kinder etwa durch Paten sichergestellt sein muss.
"Hinter der Lebensordnung verbirgt sich die Herzkammer der Kirche", sagte der rheinische Vizepräsident Johann Weusmann. "Da geht es um den Gottesdienst, die Taufe, die Konfirmation - die Dinge, wo wir Menschen an den Wendepunkten ihres Lebens begleiten." In den letzten Jahren sei die Lebenswirklichkeit über manche Vorschriften, die es in der Rheinischen Kirche noch gab, hinweggegangen.
Deswegen habe die Synode nun die "Lebensordnung" geändert: So können Amtshandlungen zum Beispiel auch ohne Genehmigung der Heimatkirchengemeinde durchgeführt werden. "Wir führen Gottesdienste nicht mehr an bestimmten Orten durch", sagt Weusmann. "Wichtig ist nur: Ein Gottesdienst muss öffentlich sein." Damit ermöglicht die Kirche zum Beispiel Traugottesdienste an besonderen Orten, etwa in einem Schlosshotel oder einem Rheinschiff.
"Wir sagen: Menschen haben einen Anspruch auf den Zuspruch Gottes, und dafür sind wir von Herzen gerne da und dabei möglichst gut erreichbar", sagte die Oberkirchenrätin für Ökumene und Theologie, Wiebke Janssen. "Deswegen: Weniger Regeln, aber einen Rahmen mit weitem Raum für das vielfältige Leben, das wir in der EkiR haben."
Künftig sind in der EkiR alle Getauften zum Abendmahl eingeladen: Um das Abendmahl mit Kindern zu feiern, die noch nicht konfirmiert sind, braucht es keinen eigenen Beschluss des Presbyteriums mehr. Und: Es soll eine "regionale Gottesdienstlandschaft" entstehen. Die Gemeinden sollen sich auf der Ebene der Kirchenkreise über Formate und Zeiten ihrer Gottesdienste abstimmen. Mit vorheriger Zustimmung des Kreissynodalvorstandes kann das Presbyterium künftig festlegen, dass der Gottesdienst statt am Sonntag regelmäßig an einem anderen Wochentag stattfindet.
Daneben beschäftigte sich die Rheinische Synode, wie es für das Kirchenparlament der 2,2 Millionen Gemeindeglieder in vier Bundesländern zählenden Landeskirche Tradition ist, mit den eigenen Finanzen sowie mit dem Umgang mit der in mehreren Bundesländern als "rechtsextremistischer Verdachtsfall" geltenden AfD: Denn die Rezession und die massiv gestiegenen Kirchenaustritt führen auch in der Rheinischen Kirche zu massiven Einnahmeverlusten.
"Im Jahr 2023 hatten wir sieben Prozent weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer als im Jahr zuvor", sagte Finanzdezernent Henning Böker. Dies seien auf allen Ebenen der Kirche insgesamt 54 Millionen Euro weniger gewesen. "Für dieses Jahr rechnen wir mit zwei weiteren Prozent weniger", sagte Böker. Bei deutlich steigenden Ausgaben, etwa durch Gehaltserhöhungen, werde es auf allen Ebenen der Kirche deutliche finanzielle Einschnitte geben müssen. Daneben positionierte sich die Rheinische Kirche deutlich gegen den Rechtsextremismus. "Die politischen Grundsätze der AfD sind nicht vereinbar mit den Grundwerten der Evangelischen Kirche im Rheinland", hieß es in einem Beschluss der Synode.
Schon in seinem Bericht hatte der leitende Geistliche der EkiR, Präses Thorsten Latzel, deutlich vor der Partei gewarnt: "Die Grundhaltung dieser Partei widerspricht zutiefst dem christlichen Glauben", sagte Latzel. "Sie schürt in Krisen Ängste und Hass und spaltet so die Gesellschaft, sie nivelliert die Verbrechen der NS-Zeit und sie widerspricht Menschenrechten." Die Partei stehe für die Aufhebung demokratischer Freiheitsrechte und des Rechtsstaats. "Die AfD ist keine Alternative, sie wäre der Abstieg für Deutschland." (kna/Benjamin Lassiwe/25.01.2024)