In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 war es im nördlichen Rheinland-Pfalz zu einer Flutkatastrophe gekommen. Dabei starben 135 Menschen, 134 davon im Ahrtal. Hunderte wurden verletzt und weite Teile des Tals verwüstet.
Eine Übersicht der zeitlichen Entwicklungen vor dem Hochwasser habe bereits am Mittag des 13. Juli eine 74-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Sturzflut in einzelnen kleineren Flussgebieten des Mittelrheins und der Mosel gezeigt, erklärte der Wasserwissenschaftler Jörg Dietrich vor dem Untersuchungsausschuss am 14. Januar 2022. Erste Anzeichen für das Extremwetter habe es bereits am 11. Juli gegeben. Am Abend des 12. Juli und im Laufe des 13. Juli hätten sich die Vorhersagen konkretisiert. Ab da habe man davon ausgehen können, dass "ein Hochwasser an der Ahr sehr wahrscheinlich ist".
Nach Einschätzung des Diplom-Meteorologen Bernhard Mühr erfolgte die Warnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) "frühzeitig und sachlich richtig". Der DWD habe die höchstmögliche Warnstufe 4 vor Dauerregen am 13. Juli ausgegeben. Er bezweifle allerdings, dass die Brisanz und der Handlungsdruck aus dem Text des DWD für alle zu erkennen waren. Und fügte hinzu: "Es gibt zu viele Warnungen in Deutschland."
Für Profis und in der Kommunikation zwischen den Kommunen und Behörden hätte der Handlungsdruck nach der Warnung aber klar werden müssen, und er habe Schwierigkeiten zu verstehen, warum zu spät reagiert wurde, sagte Mühr. Ab 16 Uhr hätte aus seiner Sicht gemacht werden müssen, was die Pläne für solche Situationen vorsähen. Er verstehe auch nicht, warum es nicht schon im Laufe des 13. Juli Aufforderungen etwa an die Campingplätze sowie an die Anwohner gegeben habe, ihre Autos vom Ufer weg zu parken.
(Quelle: dpa, 14.01.2022)