Die Familie der getöteten Al-Jazeera-Journalistin Schireen Abu Akleh hat sich am Wochenende enttäuscht darüber geäußert, dass der Vatikan bislang nicht offiziell Stellung zu ihrem Tod genommen hat. "Wir haben auf eine Verurteilung des Papstes gehofft, die aber nicht erfolgt ist", sagte der Bruder der palästinensisch-amerikanischen Christin, Anton Abu Akleh, bei einem Kondolenzbesuch europäischer katholischer Bischöfe im Jerusalemer Stadtteil Beit Hanina. Die Vertreter von sechs europäischen Bischofskonferenzen halten sich bis Donnerstag zu ihrem 22.
Solidaritätsbesuch im Heiligen Land auf.
Schireen sei eine religiöse Christin gewesen, die ihr Christsein in ihrer Arbeit und ihrem täglichen Leben reflektiert habe, sagte die Nichte der Getöteten, Lareen Abu Akleh. Ihre "klare Ermordung durch Israel" bezeichnete sie als grausam und als eine "Verletzung ganz Palästinas". Die israelische Polizei habe an dem Trauerzug für Schireen weder die Würde der Trauernden noch der Getöteten geachtet.
Die durch die große Anteilnahme "historische Beerdigung" sei "das Wort Gottes an Schireen, deren Stimme nicht vergessen werde".
Die Familie äußerte gegenüber den Bischöfen die Hoffnung, dass aus dem gewaltsamen Tod der Journalistin "etwas Gutes entsteht" und ein Frieden zwischen Israelis und Palästinensern möglich werde.
Schireen Abu Akleh war am 11. Mai bei der Berichterstattung über eine israelische Razzia in der palästinensischen Stadt Dschenin im besetzten Westjordanland getötet worden. In einem Zwischenbericht der israelischen Armee hieß es, es sei unmöglich festzustellen, ob die tödliche Kugel von israelischen Scharfschützen oder militanten Palästinensern abgefeuert worden sei. Die Palästinensische Autonomiebehörde lehnte israelische Forderungen nach einer gemeinsamen Untersuchung sowie der Herausgabe der Kugel zur forensischen Analyse ab und kündigte eigene Ermittlungen sowie den Gang vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag an.
US-Außenminister Antony Blinken, UN-Menschenrechtsexperten, die Jerusalemer Kirchenführer und zahlreiche Organisationen hatten eine transparente und umfassende Untersuchung zu den tödlichen Schüssen auf die 51-jährige Christin gefordert. (KNA, 23.05.2022)