Fatwa

Symbolbild Islam / © okanozdemir (shutterstock)

Eine Fatwa ist ein islamisches Rechtsgutachten, das von einem dafür ausgebildeten Rechtsgelehrten (Mufti) erstellt wird. Fatwas können alle Fragen des alltäglichen, religiösen, wirtschaftlichen und sittlichen Lebens betreffen. Sie legen fest, ob der fragliche Sachverhalt nach Ansicht des Verfasser der islamischen Scharia entspricht oder nicht.

Der arabische Begriff bedeutet so viel wie "Meinung zu einer Rechtsfrage". Gewöhnlich verfasst der Mufti eine Fatwa in schriftlicher Form. Fatwas können nicht nur von Institutionen in Auftrag gegeben werden. Jeder Muslim, der in praktischen Alltagsfragen Auskunft für seine Lebensführung benötigt, kann sich an einen Mufti seines Vertrauens wenden, um ein solches Gutachten zu einem speziellen Thema einzuholen.

Zur selben Frage unterschiedliche Rechtsauffassungen

Die Verbindlichkeit der jeweiligen Aussage richtet sich vor allem nach der Autorität des Rechtsgelehrten. Sie ist damit nicht automatisch für alle Muslime bindend. Häufig bestehen zur selben Frage unterschiedliche Rechtsauffassungen. Allerdings gibt es in vielen islamischen Staaten ausgewiesene Fatwa-Behörden, um die Einheitlichkeit der islamischen Rechtspflege sicherzustellen.

Fatwas wurden im Islam zu einer festen Einrichtung, weil die aus der islamischen Frühzeit stammenden Rechtsquellen Koran und Prophetentradition (Sunna) bei weitem nicht alle Fragen des zivilen und religiösen Lebens beantworten konnten. Themen moderner Fatwas sind daher auch vornehmlich Entwicklungen im sozialen, medizinischen, technischen und politischen Bereich.

Eine der im Westen bekanntesten Fatwas stammt vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini (1902-1989). Am 14. Februar 1989 verlangte er die Tötung des Schriftstellers Salman Rushdie wegen angeblicher Gotteslästerung in dessen Buch "Die satanischen Verse". (KNA/13.08.2022)