Franziskus als Friedensrufer

Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Papst Franziskus (85) um Vermittlung im Krieg mit Russland gebeten. Zuvor hatte dieser mit dem Putin nahestehenden russischen Patriarchen Kyrill I. lange telefoniert. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet Stationen von Franziskus' Friedensengagement nach:

2013

März: Kardinal Jorge Mario Bergoglio wird zum Papst gewählt. Er gibt sich in Anlehnung an den "Heiligen der Armen" den Namen Franziskus - ein Novum in der Kirchengeschichte.

Juli: Franziskus besucht die Mittelmeerinsel Lampedusa. Dort weist er auf das Flüchtlingselend in Afrika und auf dem Mittelmeer hin.

September: Millionen Christen in aller Welt folgen dem Aufruf von Franziskus, für eine friedliche Lösung des Syrien-Konflikts zu fasten und zu beten. Zentrale Veranstaltung ist eine Gebetswache auf dem Petersplatz mit Zehntausenden Teilnehmern.

November: In seinem ersten Lehrschreiben "Evangelii gaudium" verurteilt Franziskus die "Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht" und Verteilungsungerechtigkeit als "Wurzel der sozialen Übel".

2014

Wiederholt ruft Papst Franziskus Russland und die Ukraine zu einer friedlichen Lösung des Krim-Konflikts auf. Auch die Syrien-Krise bleibt Gegenstand von Friedensappellen.

Mai: Bei seiner Reise nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete mahnt der Papst zu Versöhnung im Nahen Osten.

Für Überraschung sorgt ein außerplanmäßiger Halt an der israelischen Sperrmauer in Bethlehem. Vor der Jerusalemer Klagemauer umarmt er spontan einen Rabbiner und einen Muslim - drei Weltreligionen symbolisch vereint.

Juni: Friedensgebet mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Staatspräsident Schimon Peres in den vatikanischen Gärten. Papst Franziskus hatte sie bei seiner Heilig-Land-Reise dazu eingeladen.

August: Franziskus entsendet den Diplomaten Kardinal Fernando Filoni als Sonderbotschafter in den Irak, um eine Lösung für die von den Terrormilizen des "Islamischen Staates" bedrängten Minderheiten zu sondieren. Bei einer Reise nach Südkorea ruft Franziskus zur Aussöhnung mit dem verfeindeten Nordkorea auf. Den kommunistischen Staaten China und Vietnam bietet er Gespräche an.

Zum Weltkriegsgedenken besucht Franziskus den Soldatenfriedhof im norditalienischen Fogliano Redipuglia. Krieg nennt er "Wahnsinn", er verurteilt den Waffenhandel.

Dezember: Kuba und die USA kündigen nach mehr als einem halben Jahrhundert politischer Eiszeit die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen an. Angestoßen und vermittelt wurde die Wiederannäherung durch Papst Franziskus und die vatikanische Diplomatie.

2015

Juni: Die Enzyklika "Laudato si" macht weltweit Schlagzeilen. Darin mahnt Franziskus einen besseren Umgang mit der Umwelt und mit den Menschen an, die in ihr leben.

September: Bei seiner Reise nach Kuba und in die USA vertieft der Papst seine Versöhnungsbotschaft an die beiden einstigen Feindstaaten. Zum Auftakt des UN-Nachhaltigkeitsgipfels in New York fordert er vor der UNO-Vollversammlung eine gerechtere Machtverteilung in der internationalen Gemeinschaft.

2016

Februar: Bei einem historischen Treffen in Havanna unterzeichnet er mit dem russischen Patriarchen Kyrill eine Erklärung. Der Text ruft - unter anderem - zum Frieden in der Ukraine auf, ohne die russischen Eroberungen im Donbass und auf der Krim zu erwähnen.

2017

September: In Kolumbien wirbt Franziskus für Versöhnung nach dem Bürgerkrieg und eine Umsetzung der Friedensvereinbarungen mit der Guerilla.

2018

September: Mit einem Geheimvertrag legen der Heilige Stuhl und China einen 70-jährigen Streit über Bischofsernennungen bei - trotz drastischer Warnungen aus Hongkong und der Sorge Taiwans, nun den Vatikan als Verbündeten zu verlieren.

2019

Februar: In Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) nimmt Franziskus  an einer internationalen interreligiösen Begegnung teil und unterzeichnet mit dem Scheich der Kairoer Al-Azhar-Universität eine gemeinsame Erklärung über "menschliche Brüderlichkeit", Toleranz und Menschenrechte.

April: In einer eindrucksvollen Geste kniet der Papst vor den südsudanesischen Kontrahenten Präsident Salva Kiir und Riek Machar nieder und küsst ihnen die Füße, um sie zum Friedensschluss für ihr Volk aufzufordern.

November: In Nagasaki und Hiroshima, den Orten der US-Atombombenabwürfe von 1945 verurteilt der Papst jeden "Gebrauch von Atomenergie zu Kriegszwecken", der "heute mehr denn je ein Verbrechen" sei. "Unmoralisch" seien der Erwerb von spaltbarem Material, die Entwicklung, Konstruktion und die Drohung mit ihnen - mithin der schon Besitz von Atomwaffen.

2020

Oktober: Papst Franziskus veröffentlicht seine Enzyklika "Fratelli tutti", die Visionen für eine Menschheit entwirft, die gestärkt aus der Covid-Krise hervorgehen könnte.

2021

März: Eine viertägige Friedensreise des Papstes in den vom Krieg noch schwer gezeichneten Irak findet weltweite Beachtung. (kna/23.03.2022)