In der Geschichte Madagaskars haben Frauen eine machtvolle Rolle gespielt; lange Zeit sogar als königliches Matriarchat. Seit der französischen Kolonialzeit ist dies einem männlichen Machismo gewichen; gerade im ländlichen Raum leben Frauen mit wenigen oder keinen Rechten. Aus dem Schulsystem fallen viele vorzeitig heraus. Zugleich tragen Frauen die Hauptlast von Familie und gesellschaftlichem Zusammenhalt. In Madagaskars Regierung sind derzeit immerhin 9 von 30 Kabinettsposten von Frauen besetzt - jedoch kein Schlüsselressort.
Zwar beginnen sogar mehr Mädchen als Jungen eine Grundschulbildung; doch mit zunehmender Schuldauer kippt das Verhältnis immer mehr. Eltern lassen die Mädchen zuhause. 44 Prozent werden unter 18 Jahren verheiratet, 8,6 Prozent gar unter 15. Frühe Schwangerschaften und/oder illegale Abtreibungen bedeuten das Ende von Bildung. Nur noch rund 30 Prozent der Mädchen erreichen die weiterführende Schule, Hochschulbildung nach unterschiedlichen Angaben 8 bis 13 Prozent.
Mit der Heirat verlassen die Mädchen traditionell ihre Familie und ihr Dorf; sie gehören nun dem Dorf des Mannes an. Das kann auch bedeuten: kein Schutz vor häuslicher Gewalt oder sozialer Ausgrenzung. Das traditionelle Erbrecht Madagaskars entrechtet Frauen total. Stirbt der Ehemann, so steht die Ehefrau in vielen ländlichen Regionen nur an achter Stelle der Erbfolge; nach den leiblichen Kindern, Kindern aus früheren Ehen, Schwiegereltern, Brüdern des Verstorbenen und weiteren Verwandten.
Viele Frauen sind nun völlig mittellos und auf die Gnade der Familie angewiesen; ihre eigene Familie nimmt sie nicht mehr auf. Selbst in der Hauptstadt Antananarivo erbt die Ehefrau nach jüngerem Recht nur die Hälfte des Besitzes; mit dem Rest wird verfahren wie oben beschrieben. Ein Phänomen in einigen Tieflandregionen ist immer noch Polygamie: Viele Männer arbeiten nicht mehr; die Frauen wetteifern, wer von ihnen mehr schaffen kann. (KNA)