Der Friedenssaal ist zentraler Bestandteil des Rathauses der Stadt Münster, das im 12. Jahrhundert erbaut wurde und in der Mitte des 14. Jahrhunderts eine gotische Fassade erhielt.
Ursprünglich diente der Saal als Ratskammer und Gerichtsstätte. Davon zeugt die Richterbank mit dem dahinter stehenden Kreuz, das jetzt zum Treffen der G-7-Außenminister entfernt wurde.
Zum Friedenssaal wurde der Ratssaal 1648, weil dort der Frieden zwischen den katholischen Spaniern und den reformierten Niederlanden geschlossen wurde. Dieser Friedensschluss war Teil des Westfälischen Friedens, der den Dreißigjährigen Krieg beendete. Damit ist der Friedenssaal auch der Geburtsort der modernen Niederlande, die durch den Friedensschluss ihre Unabhängigkeit erlangte.
Die hölzernen Renaissancevertäfelungen des Raumes stammen aus der Zeit um 1577. In das Holz sind unter anderem bedeutende Heilige der katholischen Kirche geschnitzt, darunter Sankt Martin zu Pferd, Maria Magdalena, aber auch Bischöfe wie Liudger und Lambertus, die Bezug zur Geschichte Münsters haben und Patrone bedeutender Stadtkirchen sind. Weitere Vertäfelungen zeigen Bildnisse von Jesus Christus, den zwölf Aposteln und Paulus, dem Namenspatron des Doms in Münster.
Die im Saal zu sehende Porträtgalerie der Friedensverhandlungen kaufte der Rat 1649 an. Die insgesamt 37 Porträts zeigen neben den Gesandten auch Herrscher wie Kaiser Ferdinand III. oder den Stadtkommandanten Johann von Reumont, der für die Sicherheit der Kongressteilnehmer verantwortlich war.
Aufgrund seiner historischen Bedeutung für Europa wurde der Friedenssaal seit 1648 nicht mehr verändert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Ausstattung ausgelagert. 1948 beschlossen die Stadtväter zum 300-jährigen Jubiläum des Westfälischen Friedens, den Friedenssaal wieder originalgetreu aufzubauen.
2015 hat die Europäische Kommission die Rathäuser von Münster und Osnabrück als Stätten des Westfälischen Friedens mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. (kna, 04.11.2022)