Die große Kölner Domglocke wird 100 Jahre alt – und das wird auch in Thüringen gefeiert. In Apolda, einst eine Hochburg des Glockengießerhandwerks, laufen die Vorbereitungen für ein Festwochenende (5. bis 7. Mai).
In der dortigen Gießerei Ulrich war die 24 Tonnen schwere Petersglocke am 5. Mai 1923 gegossen worden, in einer von Inflation und politischen Wirren geprägten Zeit. Der "Decke Pitter", wie die Petersglocke in Köln auch genannt wird, ist die berühmteste der rund 20 000 Glocken, die zwischen 1722 und Ende der 1980er Jahre in Apoldaer Gießereien hergestellt wurden.
Kein einfacher Start
"Mit dem gelungenen Guss der Domglocke wurde Apolda zum damals führenden Glockengießerstandort in Deutschland", sagt Robert Kollatz vom Glockenmuseum Apolda. Dabei sei der Auftrag für die Gießerei mitten in der Inflation wirtschaftlich nicht einfach gewesen. "Geplant waren für Herstellung und Transport 1,5 Millionen Mark, am Ende waren es 90 Millionen Mark." Zudem konnte die Glocke nicht schon im Jahr des Gusses nach Köln gebracht werden – das Rheinland war in der Folge des Ersten Weltkriegs (1914-1918) zu dem Zeitpunkt von französischen Truppen besetzt. "Die Angst bestand, dass die Glocke von ihnen beschlagnahmt wird", so Kollatz.
So wurde sie erst ein Jahr später nach Köln transportiert, wo sie Ende November 1924 geweiht wurde. Der Glockengießer Heinrich Ulrich erlebte das große Ereignis nicht mehr, er war einige Monate davor gestorben.
Transport Thema des Festes
Das Festwochenende zum 100. Glockengeburtstag erinnert auch an den damaligen Transport. Zum Auftakt am Freitagabend ist eine Nachstellung geplant, bei der eine Glockenkopie durch das Stadtzentrum gezogen werden soll. Auch der Originalfilm von 1924 über den Transport von Apolda nach Köln soll gezeigt werden. In Köln selbst erinnert der Europäische Glockentag vom 4. bis zum 7. Mai an den Guss der Petersglocke, die nur an hohen kirchlichen Feiertagen und zu besonderen Anlässen geläutet wird.
In Apolda gibt es heute keine produzierende Glockengießerei mehr, die Produktion wurde 1988, kurz vor dem Ende der DDR, eingestellt. (dpa, 2.5.2023)