Hadrian VI. war der letzte Papst aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Er ist der bislang einzige Petrusnachfolger aus den heutigen Niederlanden und war bis zur Wahl des Polen Karol Wojtyla/Johannes Paul II. (1978-2005) der letzte Nichtitaliener auf dem Stuhl Petri.
Die offizielle Zählung der sogenannten deutschen Päpste ist problematisch, ist doch der Begriff "deutsch", zumal im Mittelalter, geografisch schwer zu fassen. Zum Reich - dem Heiligen Römischen, zumeist "deutscher Nation" - zählte weit mehr als das heutige Deutschland: neben "Reichsitalien" etwa Kärnten, Elsass, Lothringen, Südtirol, die Niederlande. Doch sogar mit all diesen Regionen außerhalb Italiens haben die "Deutschen" in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte nicht mehr als acht Päpste hervorgebracht.
Die allermeisten von ihnen sind in den Jahrhunderten beheimatet, die heute als "Mittelalter" bezeichnet werden. Seither gab es nur noch zwei. Hadrian VI. (1522/23), Sohn eines Schiffszimmermann aus Utrecht, hieß mit bürgerlichem Namen Adriaan Boeyens oder Adriaen Florenszoon d'Edel: Oft wurde er auch "Adrian von Utrecht" genannt. Das friesische Bistum Utrecht gehörte seit dem 8. Jahrhundert zur Kölner Kirchenprovinz. 1579 trat die Provinz Utrecht der Union der Niederlande ("Generalstaaten") bei; 1648 löste sich Utrecht endgültig vom Reich.
Der bislang letzte "deutsche" Papst Benedikt XVI. regierte trotz seiner bei Antritt schon 78 Jahre länger als alle anderen Vorgänger aus deutschen Landen. "Wir sind Papst" - die legendäre "Bild"-Schlagzeile vom 20. April 2005 galt knapp acht Jahre, bis Februar 2013. (KNA / 22.04.2022)