Am zweiten Jahrestag des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau sollen in einer Lichtprojektion die Porträts der neun Mordopfer auf eine Leinwand am Wiesbadener Rathaus projiziert werden. Die Aktion beginnt am Samstag um 19.00 Uhr. Träger sind der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI), der Landesausländerbeirat Hessen (agah-LAB) und der Ausländerbeirat Wiesbaden.
"Nicht zuletzt aufgrund der räumlichen Nähe zwischen unseren Städten hat uns dieser Anschlag auch in Wiesbaden traurig, bestürzt und fassungslos gemacht", betonte Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) am Dienstag als Schirmherr der Aktion. "Rechte Gewalt und Antisemitismus scheinen in Teilen unserer Gesellschaft wieder hoffähig zu sein", warnte er. Am 19. Februar 2020 hatte der 43-jährige Deutsche Tobias R. neun Menschen in Hanau aus rassistischen Motiven erschossen.
Enis Gülegen, Vorsitzender des Landesausländerbeirats, erklärte, auch zwei Jahre nach den rassistischen Morden würden Zusammenhänge verkannt. "Wir nehmen Rassismus nur dann wahr, wenn er Menschenleben gekostet hat. Wir ignorieren, dass diese Morde eine Legitimationsebene haben", betonte Gülegen. Wer akzeptiere, dass Menschen etwa im Arbeitsleben oder auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt würden, liefere die Legitimation für rassistische Übergriffe.
Am Samstag wollen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) um 11.00 Uhr auf dem Hanauer Hauptfriedhof in einer Gedenkstunde an die Getöteten erinnern. Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), besucht eigenen Angaben zufolge am Samstag Hanau, um der Anschlagsopfer zu gedenken. Um 16.00 Uhr sei dann eine Demonstration am Hanauer Marktplatz geplant und um 21.30 Uhr sowie um 22.00 Uhr jeweils ein Gedenken am Heumarkt und am Kurt-Schumacher-Platz.
Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) wollte laut Ministerium bereits am Dienstag in Hanau einen der Tatorte besuchen, mit Opfer-Initiativen in der Stadt sprechen und Blumen vor der Gedenktafel auf dem Friedhof niederlegen. (Quelle: KNA/15.2.2022)