Kardinal Alvaro Leonel Ramazzini Imeri (76), Bischof von Huehuetenango in Guatemala, ist ein engagierter Streiter für die Menschenrechte in seinem Land und schreckt auch angesichts von Morddrohungen nicht zurück. Er wendet sich gegen Drogenkriminalität und Gewalt, Ausbeutung und Umweltzerstörung durch Bergbau-Großprojekte und setzt sich für die Rechte der Landarbeiter sowie für eine menschliche Lösung der Migrationskrise ein. Zudem machte Ramazzini schon vor vielen Jahren als Mahner im Kampf gegen den Klimawandel auf sich aufmerksam.
Ramazzini geht dahin, wo es wehtut; und er macht die Option der Kirche für die Armen geltend - auch wenn die Oberklasse dann einen "Generalangriff" auf die Kirchenleitung startet. Als Ramazzini 2006, damals als Bischof im armen San Marcos, zum Vorsitzenden von Guatemalas Bischofskonferenz gewählt wurde, sprachen die Medien von einem Linksruck durch den "roten Bischof". Er selbst sagt: "Wenn die Kirche nur ihre Botschaft verkündet und dabei die Lebensprobleme der Menschen außer Acht lässt, wird sie zur Komplizin der Ungerechtigkeit."
Mehrfach stellten ihm die Regierungen des Landes Leibwächter - denn sollte ihm etwas geschehen, stünden auch sie im Kreuzfeuer der Kritik. Besonders gefährlich: der Einsatz des Bischofs für die Landlosen. Guatemala gilt als der Staat mit der ungerechtesten Landverteilung in ganz Lateinamerika: Wenige Großgrundbesitzer verfügen über rund zwei Drittel des Bodens. Ihnen kann Ramazzinis Engagement nicht gefallen; für die Campesinos, die auf den Fincas der Reichen ausgebeutet werden, und für die Umwelt, die etwa durch riesige Goldminen verwüstet zu werden droht.
2019 beförderte Papst Franziskus den Guatemalteken in den Kardinalsstand. 2005 erhielt Ramazzini für sein Engagement den österreichischen Konrad-Lorenz-Preis. 2011 folgte der US-amerikanische Friedenspreis "Pacem in Terris Peace and Freedom Award". (kna)