In einer evangelischen Kirchengemeinde in Nenndorf im Landkreis Harburg soll ein früherer Pastor mehrere Mädchen sexuell belästigt und missbraucht haben. Das gab die evangelische Landeskirche Hannovers auf einer Pressekonferenz in Seevetal gemeinsam mit einer Betroffenen bekannt. Die Taten des inzwischen verstorbenen Geistlichen sollen sich in den 1980er- und 1990er-Jahren ereignet haben.
Der Pastor habe sich im Rahmen der Jugendarbeit zunächst vorsichtig den Mädchen angenähert und dann Grenzen überschritten, sagte die telefonisch zugeschaltete Betroffene. Er habe sie nahezu zehn Jahre lang missbraucht. Zu Beginn der Übergriffe sei sie 15 Jahre alt gewesen.
Die Betroffene habe sich bereits 2015 an die Landeskirche gewandt, hieß es. Auf ihren Wunsch hin sei der Fall erst jetzt öffentlich gemacht worden. Inzwischen liefen Gespräche mit einer weiteren Betroffenen. Zwei mutmaßliche Opfer des Pastors hätten sich nach Ankündigung der Pressekonferenz gemeldet. Darüber hinaus lägen Hinweise vor, dass der Geistliche auch während seines von 1972 bis 1986 dauernden Einsatzes in Wolfsburg Frauen zumindest belästigt habe.
Oberlandeskirchenrat Rainer Mainusch dankte der Betroffenen für ihren Mut, den Fall öffentlich zu machen, und rief weitere Betroffene auf, sich zu melden. Er verwies auf die Unterstützungsangebote der Landeskirche für Betroffene, insbesondere auf die zentrale Anlaufstelle in der evangelischen Kirche und Diakonie. Seinen Angaben zufolge sind in der Landeskirche Hannovers für den Zeitraum nach 1945 bislang insgesamt 123 Fälle von sexualisierter Gewalt bekannt. Über 80 Prozent der Betroffenen seien ehemalige Heimkinder. (kna)