Geschlechtsspezifische Gewalt fängt bei Alltagssexismus an und endet mit Femiziden. Diese Gewalt ist allgegenwärtig und fest in unseren patriarchalen Strukturen verankert. In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin.
Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem: UN-Schätzungen zufolge erleiden bis zu 70 Prozent der Frauen mindestens einmal in ihrem Leben sexuelle, körperliche oder seelische Übergriffe. Der Aktionstag gegen Gewalt an Frauen am 25. November soll darauf aufmerksam machen. Er prangert Gewalt in der Familie, in Kriegen und auf der Flucht an. Der Protest richtet sich gegen Misshandlung und Vergewaltigungen, gegen Zwangsehen und Zwangsprostitution.
In Deutschland lassen Firmen, Rathäuser, Kirchen und Frauengruppen jedes Jahr am 25. November die Fahnen wehen: Die Worte "Frei Leben - ohne Gewalt" umrahmen eine aufrechte Frauenfigur auf blauem Grund. Die Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" hat die Fahnen entworfen.
Laut dem Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA) zu gegen Frauen gerichteten Straftaten wurden 2023 mehr als 180.000 Frauen und Mädchen hier zu Lande Opfer häuslicher Gewalt, ein Anstieg um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 938 Mädchen und Frauen wurden Opfer von Tötungsversuchen, 360 von ihnen starben. Frauenorganisationen zufolge sind die Dunkelziffern deutlich höher. Jedes Jahr müssen Tausende schutzsuchende Frauen von den Frauenhäusern abgewiesen werden, weil es nicht genügend Plätze gibt.
Nach Angaben von UN Women wurden 2022 weltweit etwa 48.800 Frauen und Mädchen von ihren Partnern oder Familienangehörigen getötet. Das seien durchschnittlich mehr als fünf getötete Frauen und Mädchen pro Stunde. Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen wurde erstmals 1981 von Feministinnen aus Lateinamerika und der Karibik ausgerufen. Sie gedachten damit auch dreier Schwestern, die in der Dominikanischen Republik verschleppt, vergewaltigt und ermordet worden waren. Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal starben am 25. November 1960 durch die Hand von Soldaten des diktatorischen und für seine Brutalität berüchtigten Trujillo-Regimes.
1999 erkannten die Vereinten Nationen den Aktionstag offiziell an. In internationalen Dokumenten wird Gewalt gegen Frauen heute als Menschenrechtsverletzung eingestuft. Das verpflichtet Regierungen zu Aufklärung, Vorbeugung und Bestrafung, auch wenn die Frauen im privaten Rahmen Opfer von Vergewaltigungen und Misshandlungen werden. (Quelle: UN Woman, KNA)