Die ausdrucksstarken Gemälde des Isenheimer Altars gehören zu den bedeutendsten Werken europäischer Kunst: In der grausam detaillierten Darstellung des leidenden Christus am Kreuz, der erlösenden Auferstehungsszene oder in der von Höllenwesen bevölkerten Heimsuchung des Antonius kommen naturalistische Darstellung und mystische Weltsicht meisterhaft zusammen.
Matthias Grünewald (um 1475-1528) schuf sein Hauptwerk laut neuesten Forschungen in den Jahren 1512 bis 1516 für die Spitalkirche der Antoniter-Ordensgemeinschaft in Isenheim bei Colmar. Hier war im 16. Jahrhundert ein Gedenkort für den heiligen Antonius. Kranke beteten um Heilung von Pest und dem grassierenden "Antoniusfeuer", einer durch verunreinigtes Getreide ausgelösten Vergiftung. Grünewald zeigte in seinen Altarbildern, dass Gottes Sohn genauso leiden musste wie die damaligen Kranken.
Neben Grünewalds Malerei treten auch Holzskulpturen und Schnitzwerk von Nikolaus von Hagenau (um 1450-1535). Im Zentrum steht hier bei vollständig aufgeklappten Altarflügeln die Darstellung des Heiligen Antonius.
Während des Ersten Weltkriegs brachten die deutschen Besatzer den Altar aus dem Elsass in die Münchner Alte Pinakothek. Er wurde 1919 an Frankreich zurückgeben. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Kunstwerk eingelagert in der elsässischen Hochkönigsburg.
Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Altar immer wieder restauriert und mit Lackschichten versehen. Ziel der 2011 begonnenen und nun abgeschlossenen Restaurierung war es, möglichst nahe an den Originalzustand zurückzukommen und für künftige Generationen zu sichern. Zugleich ging es um eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung des Kunstwerks. Beispielsweise wurden dabei Spuren der liturgischen Nutzung des Altars dokumentiert.
Grünewalds Biografie bleibt trotz intensiver Forschung der vergangenen Jahrzehnte weithin im Dunklen. Gesichert ist, dass er unter dem Namen Mathis Gothart Nithart um 1475 in Würzburg geboren wurde und 1528 in Halle an der Saale starb. Zwischenzeitlich stand er als Maler im Dienst des Mainzer Erzbischofs. Erhalten sind rund 60 Werke Grünewalds, die meisten davon Skizzen und Zeichnungen. (KNA)