Israel hat am Donnerstag der sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden gedacht. Am Vormittag heulten für zwei Minuten landesweit die Sirenen. Autos hielten auf den Straßen an, Menschen standen still und gedachten der Toten.
Anschließend begann eine Gedenkveranstaltung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, an der auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas teilnahm. Die Politikerin legte dabei einen Kranz im Namen des Bundestags nieder. Danach wohnte sie als erste hochrangige Repräsentantin aus Deutschland einer Zeremonie im Parlament bei, bei der die Namen von Opfern des Holocaust verlesen wurden.
In der Knesset entzündete Bas bereits zuvor eine Kerze im Gedenken auch an die vor 80 Jahren aus ihrer Heimatstadt Duisburg deportierte Jüdin Irma Nathan. Sie wurde 1942 von den Nazis ermordet. Auch ihr Mann und die beiden Kinder wurden von den Nazis getötet. Die deutschen Nationalsozialisten und ihre Helfershelfer ermordeten während des Zweiten Weltkrieges insgesamt sechs Millionen Juden.
Bei der offiziellen Eröffnungszeremonie in Yad Vashem am Mittwochabend hatte Israels Regierungschef Naftali Bennett die Einzigartigkeit des Holocaust betont. «Selbst die schlimmsten Kriege heutzutage sind nicht der Holocaust und sind nicht vergleichbar mit dem Holocaust», sagte er laut einer Mitteilung. «Die Nazis strebten danach, alle Juden zu jagen und jeden einzelnen von ihnen auszurotten.»
In Israel leben nach Behördenangaben noch 161 400 Holocaust-Überlebende. Das Durchschnittsalter betrage 85,5 Jahre, hieß es. Mehr als 1000 Betroffene seien sogar älter als 100 Jahre. Den Angaben zufolge lebten Ende 2020 weltweit 15,2 Millionen Juden, die meisten davon - 6,9 Millionen - in Israel.
Wie die Jewish Claims Conference mitteilte, sind rund 100 Holocaust-Überlebende seit Kriegsbeginn aus der Ukraine nach Israel eingewandert. Zudem seien mithilfe der Organisation rund 70 Betroffene aus der Ukraine nach Deutschland gebracht worden. Die Claims Conference mit ihrer Zentrale in New York setzt sich für die materielle Entschädigung von Betroffenen ein. (dpa/28.4.22)