Japans Ministerpräsident Fumio Kishida will die Praktiken der umstrittenen Mun-Sekte im Land untersuchen lassen. Kishida habe Kulturministerin Nagaoka Keiko mit der Untersuchung der auch als Vereinigungskirche bekannten Sekte auf der Grundlage des Gesetzes für religiöse Körperschaften beauftragt, berichtete der japanische Sender NHK am 17. Oktober.
Massive Kritik an den Beziehungen zahlreicher Politiker der regierenden Liberaldemokratischen Partei LDP zu der vom verstorbenen Koreaner San Myung Mun gegründeten Sekte hatten die Zustimmungswerte für Kishidas Kabinett stürzen lassen.
Die Sekte war nach dem tödlichen Attentat auf den früheren Regierungschef Shinzo Abe im Juli ins Schlaglicht geraten. Der Attentäter hatte angegeben, Abe aus Hass auf die Mun-Sekte ermordet zu haben. Seine Mutter habe die Familie mit horrenden Spenden an die Sekte, zu der Abe Verbindungen hatte, finanziell ruiniert und zerstört.
Die für ihre antikommunistische und stark konservative Gesinnung bekannte Sekte treibt nicht nur massiv Spendengelder von Mitgliedern ein, sondern hat vor allem Politikern der LDP Wahlkampfhilfe geleistet. Japanischen Medienberichten zufolge könnte die Sekte nun als Folge der Untersuchung ihren Status als religiöse Gemeinschaft verlieren. Ihr würden dadurch unter anderem Steuerbegünstigungen entzogen. Die Sekte nennt sich seit 1996 "Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung".
(Quelle: dpa, 17.10.2022)