Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.
Auch wenn durch die Bildungsangebote immer mehr Absolventen kirchlicher Schulen in höhere Positionen gelangen, gewinnt die Kirche vor allem unter den armen Bevölkerungsschichten Zulauf. Das ist eine der Ursachen für Konflikte zwischen den Religionen.
Hindu-Fundamentalisten gingen in den vergangenen Jahren immer wieder teils brutal gegen tatsächliche und vermeintliche christliche Missionstätigkeit vor. In einigen Bundesstaaten gelten gesetzliche Konversionsverbote.
Die katholische Kirche in Indien umfasst verschiedene Riten. Neben dem inzwischen größten, dem lateinischen, der auf die Missionstätigkeit der Neuzeit zurückgeht, gibt es den ostsyrischen Ritus der rund 3,5 Millionen Syro-Malabaren und den westsyrischen der etwa 300.000 Syro-Malankaren. Diese beiden mit Rom unierten Ostkirchen sind Teil der sogenannten Thomaschristen. Sie berufen sich auf eine historisch nicht nachweisbare Missionierung des heutigen Bundesstaates Kerala durch den Apostel Thomas im ersten Jahrhundert.
Alle drei Kirchen besitzen eine eigene Bischofskonferenz, die auch in der ritenübergreifenden katholischen Indischen Bischofskonferenz CBCI vertreten sind. (KNA/26.6.23)