Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell großen Einfluss. Ihr gehören knapp 90 Prozent der 33 Millionen Bürger an. In den vergangenen Jahren verlor die Kirche aber besonders in der jungen Generation an Ansehen. In der Hauptstadt Warschau wählten in diesem Schuljahr nur noch 29 Prozent der Schüler in der gymnasialen Oberstufe das Fach katholische Religion. Nach Angaben der Bischofskonferenz besuchten 2021 landesweit 28,3 Prozent der Katholiken die Sonntagsmesse.
Seit dem 19. Jahrhundert, als Polen unter den Nachbarmächten aufgeteilt war, gilt die Kirche als Bewahrerin der nationalen Identität. Auch unter kommunistischer Herrschaft blieb sie eine starke, unabhängige Kraft. Nach der Wahl des Krakauer Erzbischofs Karol Wojtyla zum Papst 1978 trug sie gemeinsam mit der Oppositionsbewegung "Solidarnosc" maßgeblich zum Ende des Kommunismus im Ostblock bei.
Nach der Wende von 1989/90 nahm der Einfluss der Kirche auf die Parteipolitik allmählich ab. Dagegen spielte sie bei der Hinwendung Polens zur EU eine wichtige Rolle. Weite Teile des Klerus standen dem zunächst skeptisch gegenüber. Johannes Paul II. (1978-2005) brachte die Bischöfe in den Jahren vor der Volksabstimmung aber für den EU-Beitritt 2003 auf einen europafreundlichen Kurs.
Mit 122 Bischöfen und 42 römisch-katholischen und 3 griechisch-katholischen Diözesen gehört die Polnische Bischofskonferenz zu den größten in Europa. Es gibt mehr als 10.000 Pfarreien, rund 24.000 Priester, 10.700 Ordensmänner sowie etwa 16.000 Ordensfrauen. Die Priesterseminare meldeten in den vergangenen Jahren kontinuierlich weniger Eintritte, ähnlich die Frauenorden.
Im Bildungs- und Sozialwesen konnte die Kirche seit 1989 ihren Einfluss erheblich ausbauen. Durch zahlreiche Neugründungen stieg die Zahl katholischer Schulen auf mehr als 500. An gut einem Dutzend katholischen Hochschulen sind Zehntausende Studenten eingeschrieben.
Nationalheilige Polens sind die Märtyrer Adalbert (um 956-997) und Stanislaus (um 1030-1079). (kna/10.03.2023)