Das traditionell katholisch geprägte Portugal hat in den vergangenen Jahren innerkirchlich an Bedeutung gewonnen. Papst Franziskus ernannte zuletzt den Lissaboner Weihbischof Americo Aguiar zum Kardinal, der auch für den Weltjugendtag zuständig ist.
Damit dürften bei einer kommenden Papstwahl bald vier Kardinäle aus Portugal mit abstimmen, allein zwei aus der Hauptstadt Lissabon.
Rund 88 Prozent der gut 10 Millionen Einwohner Portugals sind katholisch. Sie gehören zu 4.500 Pfarreien, die sich in 21 Bistümer aufgliedern. Bereits im vierten Jahrhundert bildeten sich erste kirchliche Strukturen auf dem Gebiet des südeuropäischen Landes. Der Einfall der Mauren auf der Iberischen Halbinsel (711-714) schwächte die Position der Kirche; mit der christlichen Rückeroberung erstarkte sie in den folgenden Jahrhunderten erneut.
Ab dem 15. Jahrhundert profitierte die Entdeckernation Portugal auch vom kirchlichen Patronatsrecht, das die Päpste ihm über die Gebiete der "Neuen Welt" erteilten. Das Ende des portugiesischen Absolutismus bedeutete einen Einschnitt: 1834 kam es zum Bruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Portugal und dem Heiligen Stuhl.
Die Revolution von 1910 hatte Enteignungen und Ordensauflösungen zur Folge, kirchliche Feiertage und der schulische Religionsunterricht wurden abgeschafft, die Bischöfe des Landes verwiesen. Die Marienerscheinungen in Fatima 1917 stärkten jedoch die Volksfrömmigkeit und das religiöse Leben im Land. Der Ort wird heute jährlich von mehreren Millionen Pilgern besucht.
Antonio de Oliveira Salazar, der ab 1933 eine Diktatur in Portugal errichtete, erkannte die Kirche ausdrücklich an. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) setzten sich in der Kirche Portugals oppositionelle Tendenzen durch. Teils stützten kirchliche Kreise die sogenannte Nelkenrevolution von 1974, die Portugal den Weg zur demokratischen Republik bahnte.
Das Thema Kindesmissbrauch durch Vertreter der katholischen Kirche beschäftigt derzeit auch Portugals Bischöfe. Anfang des Jahres veröffentlichte eine von der Bischofskonferenz ins Leben gerufene unabhängige Kommission einen Untersuchungsbericht, wonach zwischen 1950 und 2022 mindestens 4.815 Personen in der Kirche sexuell missbraucht wurden. Eine finanzielle Entschädigung der Betroffenen lehnt die Portugiesische Bischofskonferenz ab. (kna/20.07,.2023)