Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.
Noch jeder zweite der etwa 67 Millionen Einwohner Frankreichs bezeichnet sich heute als katholisch. Allerdings ist die Zahl der praktizierenden Katholiken, der Priester und der Ordensleute seit Jahrzehnten stark rückläufig. Selbst katholische Medien bezifferten die "Praktizierenden" zuletzt mit nur noch zwei Prozent der Bevölkerung, mit unterschiedlicher regionaler Ausprägung. Dafür sind in Frankreich rechtskatholische, traditionalistische Strömungen vergleichsweise stark vertreten.
Die Kirchen in Frankreich sind geprägt von der 1905 gesetzlich verankerten strikten Trennung vom Staat. Eine Ausnahme bilden die zwischenzeitlich zu Deutschland gehörenden Grenzregionen Elsass und Lothringen, wo das fortgeltende Konkordat von 1801 den damals ansässigen Religionsgemeinschaften - also nicht dem Islam - einen Sonderstatus sichert.
Nach der Verstaatlichung ihres kompletten Eigentums im Zuge der Französischen Revolution finanziert sich die katholische Kirche heute allein durch Spenden und Beiträge der Katholiken; Kirchensteuern gibt es nicht. Der Unterhalt von Kirchengebäuden, die vor 1905 errichtet wurden, obliegt dem Staat; Neubauten sind selbst zu finanzieren. Nach wie vor sehr aktiv ist die Kirche in den Bereichen Bildung und Medien. Viele Grund- und Oberschüler besuchen katholische Einrichtungen, auch und vor allem im ländlichen Raum.
Als Kolonialmacht prägte Frankreich mit Bischofspersönlichkeiten und Ordensleuten auch kirchlich viele Länder in Übersee, vor allem in großen Teilen Afrikas. Die Kirche im französischen Mutterland ist in 94 teils sehr kleine Bistümer plus eine Militärdiözese eingeteilt. In den verbliebenen Übersee-Territorien gibt es zusätzlich 9 Diözesen; ihre Bischöfe sind ordentliche Mitglieder der Französischen Bischofskonferenz. (kna/04.10.2021)