Laut der Verfassung Tunesiens ist der Islam Staatsreligion; es gilt jedoch Religionsfreiheit. Mission ist untersagt. Das tunesische Staatsoberhaupt muss Muslim sein. Der rechtliche Status der katholischen Kirche ist klar geregelt. 1964 wurde ein "Modus vivendi" (Grundlagenvertrag) zwischen dem Vatikan und dem seit der staatlichen Unabhängigkeit 1956 sozialistisch regierten Land geschlossen.
Demnach fielen die allermeisten Kirchengebäude im Land an den Staat; allerdings darf die katholische Kirche ihre Liturgie frei ausüben und ihre Angelegenheiten verwalten. Das Erzbistum Karthago, seit der Antike verbunden mit dem Primas-Titel für ganz Afrika, wurde aufgehoben. Im Zuge der staatlichen Unabhängigkeit verließen Zehntausende ausländische, vor allem französische Christen das Land. Von den heute rund 12,4 Millionen Bewohnern Tunesiens sind derzeit rund 25.000 Katholiken, vor allem aus Schwarzafrika und Europa. Sie werden betreut von jeweils mehreren Dutzend Priestern und Ordensfrauen.
Die frühe Kirche der Antike in Nordafrika war mit der islamischen Eroberung des 7. Jahrhunderts vollständig untergegangen. Die Neuansiedlung im 19. Jahrhundert war unmittelbar mit der Errichtung eines kolonialen französischen "Protektorats" (1881/83) verbunden. Das 1843 gegründete Vikariat Tunesien wurde 1884 zum Erzbistum Karthago erhobenIn den 1960er Jahren wurde der durch die Kolonialmacht Frankreich protegierte Katholizismus in Nordafrika wieder entscheidend geschrumpft.
1995 erhob Papst Johannes Paul II. die "Territorialprälatur Tunis" erneut in den Rang eines regulären Bistums – nachdem er 1992 mit dem Jordanier Fouad Twal erstmals einen Araber als Leiter berufen hatte. 1996 besuchte der Papst selbst das diktatorisch regierte Land und forderte die Einhaltung der Menschenrechte ein. Im Mai 2010, einige Monate vor dem Sturz der Ben-Ali-Diktatur, beförderte Benedikt XVI. Tunis wieder zum Erzbistum. Neuer Erzbischof dort wird nun der Franzose (49).
(KNA/ Stand 04.04.2024)