Spitzenvertreter aus Politik und Gesellschaft haben die Verdienste des gestorbenen CDU-Politikers Wolfgang Schäuble gewürdigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte ihn am Mittwoch einen leidenschaftlichen Politiker und "Glücksfall für die deutsche Geschichte". Schäuble war am Dienstag im Alter von 81 Jahren gestorben.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas erinnerte daran, dass Schäuble als Bundesinnenminister den Einigungsvertrag zwischen Bundesrepublik und DDR entworfen und den Vereinigungsprozess entscheidend mitgelenkt habe. "Damit ist Wolfgang Schäuble zum Architekten der Deutschen Einheit geworden", so die Parlamentspräsidentin.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf der Plattform X (vormals Twitter), Schäuble habe Deutschland "mehr als ein halbes Jahrhundert
geprägt: als Abgeordneter, Minister und Bundestagspräsident". Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete ihn als ihren politischen Lehrmeister. "Als Bundesinnenminister und Bundesfinanzminister war er einer der Anker meiner ersten drei Kabinette", so Merkel.
Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD) bekundete Schäuble mit Blick auf dessen attentatsbedingte Querschnittslähmung "allergrößten Respekt, dass er auch nach diesem einschneidenden Erlebnis all seine Kraft in den Dienst der Bundesrepublik Deutschland gestellt hat".
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz erklärte auf X, er verliere mit Schäuble "meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte". Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte auf X, dass sich Schäuble auch als Vorsitzender der Unions-Bundestagsfraktion und als CDU-Vorsitzender große Verdienste erworben habe.
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sagte, Schäubles politisches Erbe sei der Auftrag für alle politisch Verantwortlichen, "die parlamentarische Demokratie nie für selbstverständlich zu halten". FDP-Vize Wolfgang Kubicki bescheinigt Schäuble als Bundestagspräsident eine "faire Amtsführung, gepaart mit dem ihm eigenen hintergründigen Humor". Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, nannte Schäuble auf Zeit Online einen überzeugten Europäer.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hob hervor, dass Schäuble "immer wohlwollend und konstruktiv-kritisch den Weg der katholischen Kirche in Deutschland begleitet" habe. "Dafür bin ich ihm zutiefst dankbar", schrieb der Limburger Bischof.
Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU, dem Schäuble angehörte, würdigte ihn als einen seiner prominentesten Vertreter. Schäuble habe für die gelungene Verbindung einer Werteorientierung aus christlichem Glauben mit einer sachorientierten Politik gestanden.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland würdigte Schäuble als "engen Freund der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland". Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland hob hervor, dass er gegen Antisemitismus und Extremismus und für den interreligiösen Dialog eingetreten sei. Auch sei er der "Architekt der jüdischen Zuwanderung aus Osteuropa nach dem Ende des Kalten Krieges" gewesen. (KNA)