Kirche will Missbrauchsfälle auch mit Politik aufarbeiten

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © udra11 (shutterstock)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © udra11 ( shutterstock )

Die katholische Kirche in Deutschland will ihre Missbrauchsaufarbeitung verbessern - auch mit Hilfe der Politik. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Helmut Dieser, warb für eine politische Beteiligung am geplanten Expertenrat. Auch eine Mitwirkung von Vertretern von Parteien oder Parlamenten sei denkbar: "Wir haben da keine Ablehnung, sondern wir sind offen dafür, darüber genau nachzudenken."

Zuvor hatten die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Dresden nächste Schritte für die Umsetzung einer Neustrukturierung der Missbrauchsaufarbeitung beschlossen. Der Aachener Bischof Dieser sagte: "Der Expertenrat ist kein politisches Instrument, aber er braucht eine gesellschaftlich anerkannte Legitimation. Und da könnte uns die politische Seite helfen."

Dem Rat sollen bis zu zehn Experten unterschiedlicher Fachbereiche angehören, etwa aus Justiz, Medizin, Psychologie, Soziologie und Kriminalistik. Ferner sollen zwei Vertreter des bereits bestehenden Betroffenenbeirats dem Gremium angehören.

Mit Blick auf die Auswahl der Experten sagte Dieser, es wäre der Bischofskonferenz am liebsten, wenn die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, mit ihrer Expertise dies übernehmen könnte. Sie habe zumindest schon eine Beteiligung zugesagt.

Zum Januar 2024 soll der Expertenrat seine Arbeit aufnehmen. Hauptaufgaben sind jährliche, öffentliche Berichte zur Erfassung aller Aufarbeitungs- und Präventionsmaßnahmen in den einzelnen Bistümern sowie zum Umsetzungsstand vereinbarter Standards und Richtlinien, inklusiver "dringlicher Empfehlungen" zur Verbesserung und Weiterentwicklung.

Die Bischöfe hatten im vergangenen Herbst beschlossen, mit Hilfe unabhängiger Fachleute den sexuellen Missbrauch an Kindern besser aufzuklären und zu bekämpfen. Das soll durch die koordinierte Zusammenarbeit des bestehenden Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz mit dem neuen Expertenrat und einer neuen bischöflichen Fachgruppe gelingen.

Dieser erklärte: "Die staatlichen Stellen sagen uns: Es ist gut, dass ihr vorangeht, wir sind noch nicht so weit, wie ihr jetzt für euren Bereich sein könnt." Die Kirche werbe auch bei der Politik dafür, dass der unabhängige Expertenrat ein Instrument sein könnte für die Gründung etwa einer Wahrheitskommission, die Missbrauch in der gesamten Gesellschaft in den Blick nimmt. (kna/01.03.2023)