Die katholische und evangelische Kirche in Köln rufen zu einem Schweigemarsch für die Opfer der terroristischen Angriffe gegen Israel auf. Am Mittwochabend beginnt die Veranstaltung um 18 Uhr auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom, wie die das katholische Stadtdekanat, der Katholikenausschuss und der evangelische Kirchenverband Köln und Region ankündigten.
Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst und NRW-Europaminister Nathanael Liminski (beide CDU) werden laut Staatskanzlei teilnehmen.
Der Aufruf zur stillen Kundgebung in Köln steht unter der Überschrift "Wir trauern um die Opfer des Terrors gegen Israel. Wir stehen an der Seite unserer jüdischen Mitbürger". Die Route führt am einstigen Synagogen-Standort Glockengasse vorbei zur Synagoge in der Roonstraße.
Am 7. Oktober hatte die radikalislamische Hamas, die den Gaza-Streifen beherrscht, mit Raketen und Terrorkommandos Israel angegriffen, mindestens 1.400 Menschen getötet und weitere verschleppt. Bei der anschließenden Bombardierung des Gebiets durch Israel wurden Tausende Menschen getötet. Mittlerweile finden heftige Kämpfe zwischen israelischen Bodentruppen und Hamas-Extremisten im Gaza-Streifen statt.
Der Schweigegang in Köln am findet am Vorabend des 9. November statt. An diesem Tag erinnern Gemeinden, Institutionen und öffentliche Einrichtungen in Deutschland an die Pogromnacht vor 85 Jahren. In der Kölner Synagoge sprechen dazu am Donnerstag auf Einladung der Kölner Synagogen-Gemeinde Stadtdechant Robert Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Katholikenausschusses, Gregor Stiels, sei es ihnen ein Anliegen, ein öffentliches Zeichen der Anteilnahme und Verbundenheit mit Israel und den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Kölns zu setzen, hieß es.
Mit der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen die jüdische Minderheit im sogenannten Dritten Reich über. Es brannten Synagogen, jüdische Geschäfte, Wohnungen wurden verwüstet und jüdische Bürger misshandelt. Drei Jahre vor Beginn der Massendeportationen und nach rechtlichen Diskriminierungen erhielt die Verfolgung der Juden mit den Ausschreitungen einen neuen Charakter.
An den Gewalttaten beteiligten sich vor allem SA- und SS-Männer und Parteimitglieder, vielerorts auch Teile der deutschen Bevölkerung. Im Volksmund bürgerte sich wegen der zerstörten Fensterscheiben jüdischer Geschäfte der verharmlosende Name "Reichskristallnacht" für die Ausschreitungen ein. Der Begriff wurde später durch die Bezeichnung "Reichspogromnacht" ersetzt. Die Mehrzahl der Synagogen und jüdischen Gebetshäuser ging in Flammen auf. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass mehr als 1.300 Menschen getötet und mindestens 1.400 Synagogen in Deutschland und Österreich stark beschädigt oder zerstört wurden. Das öffentliche Leben der Juden in Deutschland kam nach den Pogromen völlig zum Erliegen. (epd)