Zum Konstanzer Konzil kamen zwischen 1414 und 1418 Tausende Gesandte, Bischöfe, Gelehrte und Fürsten in der Bodensee-Stadt zusammen. Ziel der Versammlung war es, die damalige Kirchenspaltung zu überwinden. Seit 1378 war die abendländische Christenheit gespalten; zeitweise bekämpften sich drei Päpste und deren jeweilige Unterstützer.
Vor allem auf Druck und durch den Einfluss des deutschen Königs Sigismund (1411-1437) gelang in Konstanz mit der Wahl von Papst Martin V. (1417-1431) ein Neuanfang. Zudem vereinbarten die Konzilsteilnehmer, kirchliche Reformfragen künftig in regelmäßigen Abständen bei einem Konzil zu beraten - eine Idee, die sich jedoch später gegen wiedererstarkende Päpste nicht durchsetzte. Viele Probleme und Konflikte schwelten daher weiter und mündeten schließlich in die Reformation. Die Einheit der Kirche zerbrach.
Inhaltlich beschäftigte sich die Konzilsversammlung am Bodensee auch mit reformatorischen Strömungen. Am folgenreichsten war die Auseinandersetzung mit dem böhmischen Theologen Jan Hus: Der Prager Gelehrte wurde als Ketzer verurteilt und am 6. Juli 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Das Konzil war eine der größten Versammlungen des Mittelalters mit kaum zu überschätzender Bedeutung im Blick auf den internationalen kulturellen und intellektuellen Austausch. In Konstanz wurde nicht nur Kirchenpolitik, sondern auch weltliche Machtpolitik gemacht.
Parallel zur Sitzungsdauer vor 600 Jahren wird in der Bodenseeregion seit 2014 und bis 2018 an das Konzil erinnert. 2016 steht die gesellschaftliche Bedeutung von Frauen im Mittelalter im Zentrum. Das Gedenken an den Kirchenreformer Jan Hus steht im Mittelpunkt des Jubiläumsprogramms.(kna/Stand 08.10.2017)