Während des Ersten Vatikanischen Konzils 1869/70 war der Vatikan von italienischen Truppen eingenommen worden und hatte damit auch jegliche weltliche Macht sowie die Ländereien des Kirchenstaates verloren. Erst 1929 sitzen sich beide Parteien wieder scheinbar gleichberechtigt gegenüber: Auf der einen Seite der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri, auf der anderen Seite der italienische Regierungschef Cavaliere Benito Mussolini.
"Italien erkennt das volle Eigentum des Heiligen Stuhles an den Patriarchalbasiliken San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore und San Paolo fuori le Mura mit ihren Nebengebäuden an." Ab sofort ist der Vatikan wieder souverän. Innerhalb der Mauern entsteht mit ca. 44 Hektar der kleinste Staat der Welt. Doch verfügt der Vatikan zusätzlich über einigen exterritorialen Besitz in Rom, wie etwa Castel Gandolfo, die Sommerresidenz des Papstes und die päpstliche Universität Gregoriana.
Die Lateranverträge nehmen ebenfalls Einfluss auf die religiöse Ordnung Italiens. Sie erklären den Katholizismus zur Staatsreligion. Kein ganz selbstloses Zugeständnis Mussolinis, der seiner faschistischen Politik damit neue Glaubwürdigkeit verleihen kann. Hinsichtlich der ihm auch auf internationalem Gebiet zustehenden Souveränität erklärt der Heilige Stuhl, dass er den weltlichen Streitigkeiten zwischen den anderen Staaten und den ihretwegen einberufenen internationalen Kongressen fernbleiben will und wird, sofern die streitenden Parteien nicht gemeinsam an seine Friedensmission appellieren. In jedem Falle behält er sich jedoch vor, seine moralische und geistliche Macht geltend zu machen.
Um schließlich die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Vatikans wieder herzustellen, regeln die Lateranverträge eine Entschädigungszahlung von 1,75 Milliarden italienischer Lire – als Wiedergutmachung für die Enteignung während des Ersten Vatikanum. (DR)