Die "Liturgische Bewegung" war eine Rückbesinnung auf die gottesdienstlichen Traditionen der lateinischen Kirche. Zugleich ging es um eine Erneuerung des Einzelnen und der kirchlichen Gemeinschaft von innen her. Die Wurzeln der Liturgischen Bewegung liegen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Benediktinerabteien Solesmes, Beuron und Maria Laach.
Zentrales Prinzip ist die aktive Teilnahme der Gläubigen an der "Feier der Mysterien". Der Gottesdienst sollte erneuert werden als bewusst gemeinsame Feier der Gemeinde, die nicht mehr nur als Zuschauer bei einem priesterlichen Kult fungieren sollte. "Die Kirche erwacht in den Seelen", formulierte 1922 einer der Väter der katholischen Erneuerung, Romano Guardini (1885-1968).
Die Ziele der Liturgischen Bewegung wurden auch vom antimodernistischen Papst Pius X. (1903-1914) ausdrücklich gebilligt. Zu ihren bleibenden Beiträgen gehören die Wiederbelebung des Kirchenjahres und des Gregorianischen Chorals, das Deutsche Hochamt, das Interesse für ostkirchliche Riten sowie eine Orientierung an Liturgie und Frömmigkeit des frühen Christentums. Einher ging dieses Bestreben mit einem engen Austausch zwischen Theologen und Kirchenarchitekten, etwa Johannes van Acken (1879-1937) und Dominikus Böhm (1880-1955) oder Guardini und Rudolf Schwarz (1897-1961).
Die Gemeinschaft stiftende und religiös erneuernde Wirkung der Liturgischen Bewegung zeigte sich unter anderem während der NS-Verfolgung und angesichts des Flüchtlingselends der Nachkriegszeit. Einige ihrer Anliegen fanden zentralen Eingang in die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). (Quelle: KNA/13.5.2022)