Mali

Dogon Village Songo, Bandiagara im westafrikanischen Mali. / © Svejgaard (shutterstock)
Dogon Village Songo, Bandiagara im westafrikanischen Mali. / © Svejgaard ( shutterstock )

Mali ist ein Binnenstaat in Westafrika, etwa dreieinhalb mal so groß wie Deutschland. Schätzungsweise 85 bis 90 Prozent der rund 19 Millionen Einwohner bekennen sich zum sunnitischen Islam.

Zwei von drei Einwohnern sind jünger als 25 Jahre. Das enorme Bevölkerungswachstum des vielsprachigen Vielvölkerstaates zählt zu den größten weltweit. Die Landwirtschaft macht mehr als 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und beschäftigt bis zu 80 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung.

Mali wurde 1960 von Frankreich unabhängig; die Bundesrepublik Deutschland war das erste Land, das die Unabhängigkeit anerkannte. Seit dieser Zeit gab es in Mali mehrfach Tuareg-Rebellionen, durch die das zu den Berbern zählende Volk im dünn besiedelten Norden mehr Autonomie erkämpfen wollte.

Ein Aufstand führte im März 2012 zu einem Putsch der Armee. Nur zwei Wochen später rief eine Nationale Bewegung zur Befreiung des Azawad (MNLA), der sich ein Teil der Tuareg angeschlossen hatte, einen unabhängigen Staat aus. Zeitgleich besetzten zwei islamistische Gruppierungen den Norden. In Timbuktu ließ Ansar Dine ("Befreier des Glaubens") Mausoleen und einige der dort gesammelten, zum Teil jahrhundertealten Schriften zerstören, die Teil des Unesco-Weltkulturerbes sind.

Anfang 2013 vertrieb eine französische Militäroperation die Islamisten. Auch aufgrund des Drucks durch die internationale Gemeinschaft wurden bereits im Juli 2013 Präsidentschaftswahlen durchgeführt, die Ibrahim Boubacar Keita gewann. Nach einem Putsch Keitas durch das Militärs am 18. August 2020 und 24. Mai 2021 befindet sich Mali offiziell in einer Übergangsphase. Übergangspräsident Colonel Assimi Goita leitet die Regierung, die zu einem Großteil mit Militärs besetzt ist. 

Eine zentrale Herausforderung bleibt die sich seit Jahren verschlechternde Sicherheitslage. Während zu Beginn der multidimensionalen Krise 2012 Rebellen- und islamistische Gruppen hauptsächlich im Norden des Landes aktiv waren, haben insbesondere letztere sich auch im Zentrum und teilweise auch im Süden des Landes etabliert. Angriffe auf Dörfer und ihre Bewohner und Bewohnerinnen sind dort an der Tagesordnung.

In der Folge trauen sich Menschen vielfach nicht, ihre Felder zu bestellen und zu Märkten zu fahren. Binnenflüchtlinge (ca. 400.000) aus dem Norden und dem Zentrum finden sich in den Regionalhauptstädten und der Hauptstadt Bamako. Die regionale Vernetzung der terroristischen Gruppen Jama’a Nusrat ul-Islam wa al-Muslimin (JNIM) und des Islamischen Staats im Sahel bringt Unsicherheit in die Nachbarstaaten Niger und Burkina Faso sowie in die nördlichen Teile der Küstenstaaten Westafrikas. Ein größerer Destabilisierungseffekt für die ganze Region ist nicht mehr auszuschließen.

Im Dezember 2023 beendete auf Bitte der Übergangsregierung die UN-Stabilisierungsmission MINUSMA ihre Tätigkeit in Mali. Bereits im Prozess der Abwicklung der Mission und der Übergabe von Militärstützpunkten an das malische Militär (FAMa) kam es in der Region Kidal zu Kämpfen zwischen Gruppen von Aufständischen und der FAMa um die ehemaligen UN-Stützpunkte. Im November 2023 konnte das malische Militär die Regionalhauptstadt Kidal nach längeren Kämpfen einnehmen. Dabei wurde es von russischen Kräften unterstützt. Die Einnahme wird von der Übergangsregierung als großer Erfolg bei der Etablierung der territorialen Integrität und Souveränität gewertet.

Grundsätzlich investiert die Übergangsregierung einen signifikanten Teil des Staatshaushaltes in die Stärkung und den Unterhalt der Armee. Hierdurch konnten zwar einige Erfolge im Kampf gegen islamistische Gruppen verzeichnet werden. Zugleich gibt es aber auch Hinweise auf massive Menschenrechtsverletzungen seitens der russischen Söldner und des malischen Militärs. Trotz der hohen Investitionen in das Militär und der erzielten Erfolge wird die schlechte Sicherheitslage laut der jährlich durchgeführten Bevölkerungsbefragung der Friedrich-Ebert-Stiftung weiterhin als größte Herausforderung bezeichnet.

Am 18. Juni 2023 wurde eine neue Verfassung durch ein landesweites Referendum mit einer Wahlbeteiligung von 39,4 Prozent angenommen. Das Referendum wurde kritisiert, weil es nicht im gesamten Staatsgebiet durchgeführt wurde. So konnte in der Region Kidal, die zu dem Zeitpunkt noch nicht unter staatlicher Kontrolle stand, nicht abgestimmt werden. Vertreter politischer Parteien und der Zivilgesellschaft warfen der Regierung zudem die Manipulation der Abstimmung vor.

Bereits mehrfach angekündigte Parlaments- und Präsidentschaftswahlen wurden mit Verweis auf den Übergangsprozess immer wieder verschoben. Auch die Präsidentschaftswahlen, die im Februar 2024 stattfinden sollten, wurden abgesagt, da laut Premierminister, Choguel Kokalla Maïga, dadurch die Integrität des Landes gefährdet würde. Wahlen sollen deshalb erst nach der endgültigen Stabilisierung des Landes abgehalten werden. (bpb, KNA, Okt. 2024)