Ein Jahr nach Beginn der Bundesförderung einer neuen deutschlandweiten Meldestelle für antisemitische Vorfälle haben die Verantwortlichen eine erste Bilanz gezogen. Zwischen Februar 2019 und Jahresende registrierte der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Bundesverband RIAS) mit Sitz in Berlin 316 Meldungen, wie Projektmitarbeiter Alexander Rasumny sagte.
Nicht eingerechnet seien dabei Informationen an die drei bereits bestehenden landesweiten Meldestellen in Bayern, Berlin und Brandenburg. Nicht jede der Einlassungen konnte den Worten Rasumnys zufolge verifiziert werden oder betraf einen antisemitischen Vorfall. "Nach heutigem Stand wurden 198 Vorfälle in den 13 restlichen Bundesländern dokumentiert".
Der Fachmann fügte hinzu: "Es gibt starke Schwerpunkte in Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Baden-Württemberg und Hessen." Das könne bedeuten, dass es in diesen Ländern häufiger Vorkommnisse gebe als in anderen - müsse es aber nicht, so Rasumny: NRW sei schlicht das bevölkerungsreichste Bundesland, noch dazu mit einer großen jüdischen Gemeinschaft. In Leipzig wiederum gebe es eine «aktive Zivilgesellschaft". Zusätzlich spiele eine Rolle, wie bekannt RIAS als Meldestelle in dem Bundesland sei.
Ab diesem Jahr wird der Bundesverband über das Programm «Demokratie leben!» des Bundesfamilienministeriums gefördert. Aus der Arbeit des Verbandes können Rasumny zufolge eine stärkere Sensibilität oder auch der Aufbau von Strukturen in den Kommunen folgen, um Betroffenen zu helfen. Dass es schon Meldestellen in einigen Bundesländern gibt, sei eine «sehr erfreuliche Entwicklung». Geplant sind nun je eine landesweite Meldestelle in Thüringen und NRW sowie eine stadtweite in Hannover.
(Quelle: kna, 29.01.2020)