Die vor fünf Jahren veröffentlichte MHG-Studie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und die ForuM-Studie zum Missbrauch in der evangelischen Kirche lassen sich nur bedingt miteinander vergleichen. Ziel ist es jeweils, Umfang und Strukturen des Missbrauchs in katholischer und evangelischer Kirche zu ermitteln. Die Kirchen sind auch Auftraggeber der Studien.
Bei beiden Untersuchungen handelt es sich im quantitativen Teil um sogenannte Hellfeldstudien, in dem nur zur Verfügung gestellte Akten für die Missbrauchsfälle herangezogen wurden. Das Dunkelfeld dürfte also höher liegen.
Beide Studien umfassen mehrere Teile. Ähnlich ist im jeweiligen quantitativen Teil auch der Untersuchungszeitraum, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt und bis in die jüngste Vergangenheit geht.
Allerdings umfasst die MHG-Studie nur die Taten, die von Priestern, Diakone und männlichen Ordensleuten verübt wurden, während die ForuM-Studie auch Taten ehrenamtlicher Mitarbeiter untersucht und die Einrichtungen der Diakonie einbezieht. Einrichtungen der Caritas waren auf katholischer Seite nicht Thema der Studie.
Auch wurden Betroffene bei der ForuM-Studie nach Angaben des Forscherverbundes stärker beteiligt. Sie wurden demnach nicht nur befragt, sondern konnten auch selbst etwa am Erstellen von Fragebögen mitwirken.
Verbundskoordinator war bei der MHG-Studie der Mannheimer Wissenschaftler Harald Dreßing. An der ForuM-Studie ist er ebenfalls beteiligt. Zuständig ist er dort für den quantitativen Teil der Studie. Projektleiter der ForuM-Studie ist der Hannoveraner Wissenschaftler Martin Wazlawik. Bei der ForuM-Studie ist der Forscherverbund auch der Einladende zur Vorstellung der Untersuchung, bei der MHG-Studie war es die Bischofskonferenz.
Auch die Aufbau der Studien ist unterschiedlich: Die MHG-Studie besteht aus sieben Teilprojekten, die ForuM-Studie aus fünf. Während die zuletzt genannte Untersuchung stärker die Betroffenenperspektive im Blick hat, ist es bei der MHG-Studie stärker der Blick auf die Täter.