Eine öffentliche Koran-Verbrennung in Stockholm gefährdet die Aufnahme Schwedens in die Nato. Der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, wirbt nun trotz Widerständen aus der Türkei weiter für einen Beitritt des skandinavischen Landes. Die Verbrennung des Koran halte er zwar für eine "unangemessene" Form der politischen Meinungsäußerung, sagte er der "Welt". In einer Demokratie sei so etwas aber nicht zwangsläufig illegal. "Denn die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut", betonte Stoltenberg.
Am Wochenende war bei einer von den Behörden genehmigten Kundgebung nahe der türkischen Botschaft in Stockholm eine Ausgabe des Koran verbrannt worden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach am Montag von einer "Schande" und kündigte an, Schwedens Bemühungen um einen Nato-Beitritt nicht zu unterstützen. Wer dem Glauben der Muslime keinen Respekt zolle, könne in Sachen Nato-Mitgliedschaft keine Hilfe der Türkei erwarten, so der Staatschef.
Stoltenberg appellierte an die Türkei, den schwedischen Beitritt nicht zu blockieren. Die Ratifizierung der entsprechenden Protokolle dürfe nicht auf den letzten Metern scheitern. 28 von 30 Nato-Ländern hätten schon in ihren nationalen Parlamenten zugestimmt. "Und ich bitte natürlich auch die verbleibenden Alliierten, Ungarn und die Türkei, diese Verfahren in ihren Parlamenten zu beschleunigen." (KNA / 24.01.2023)