Der norwegische Autor Jon Fosse erhält in diesem Jahr den Nobelpreis für Literatur. Das teilte die Schwedische Akademie in Stockholm mit. Er erhalte die Auszeichnung "für seine innovativen Theaterstücke und Prosa, die dem Unsagbaren eine Stimme geben", hieß es zur Begründung.
Das Nobelkomitee würdigte den 1959 geborenen Autor außerdem für "sein immenses Werk, das in norwegischer Sprache verfasst wurde und eine Vielzahl von Genres umfasst". Es bestehe aus einer Fülle von Theaterstücken, Romanen, Gedichtsammlungen, Essays, Kinderbüchern und Übersetzungen. "Heute ist er einer der meistgespielten Theaterautoren der Welt, aber auch seine Prosa findet zunehmend Anerkennung."
Als topfavorisiert galten vorab bei den Buchmachern zwar andere Schriftstellerinnen und Schriftsteller, doch auch der Name Jon Fosse fiel in manchem Artikel über mögliche Preisträger vor der Bekanntgabe am Donnerstag. Der Rowohlt Verlag, der Fosses Bücher auf Deutsch überwiegend verlegt, verweist auf seiner Webseite auf die Romane "Melancholie", "Morgen und Abend" sowie "Das ist Alise" aus der Feder des Literaturnobelpreisträgers. Im vergangenen Jahr erschien "Ich ist ein anderer. Heptalogie III-V" bei dem in Hamburg ansässigen Verlag.
"Er gilt als einer der wichtigsten europäischen Schriftsteller unserer Zeit", heißt es im Autorenporträt des Verlags. Seine mehr als 30 Theaterstücke würden weltweit aufgeführt und hätten dem in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geborenen und am Hardangerfjord aufgewachsenen Autor zahlreiche Preise eingebracht. Seit 2011 genieße er lebenslanges Wohnrecht in der "Grotte", einer Ehrenwohnung des norwegischen Königs am Osloer Schlosspark, lebe mitunter im österreichischen Hainburg an der Donau oder in Frekhaug in seinem Heimatland. Seit 2022 ist Fosse den Verlagsangaben zufolge Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.
Der Literaturkritiker Denis Scheck lobte die Entscheidung des Nobelkomitees. "Jon Fosse ist eine kluge Wahl: ein Geistesverwandter von Samuel Beckett, der für unsere existentielle Einsamkeit sowohl in seinen Bühnenwerken als auch in seiner Prosa eindringliche Bilder fand", sagte Scheck dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". "Seine Sprache übt einen Sog aus, der vom Takt der Wiederholungen und Aussparungen ausgeht. Nicht zu unterschätzen auch - wie bei Beckett - die religiöse Aufladung seiner Texte", sagte der Literaturexperte.
Der Literaturnobelpreis ist mit elf Millionen Schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die französische Schriftstellerin Annie Ernaux. Die Preisgala findet traditionell am 10. Dezember in Schwedens Hauptstadt Stockholm statt, dem Todestag Alfred Nobels. (epd/05.10.2023)