Erzbischof Stanislaw Gadecki gibt den Vorsitz der Polnischen Bischofskonferenz ab. Zu seinen heikelsten Amtshandlungen zählt er einen Brief an seinen deutschen Amtskollegen Bätzing. Nun wird Gadeckis Nachfolger gewählt.
Polens katholische Bischöfe haben am Mittwoch (13.03.2024) in Warschau ihr zweitägiges Frühjahrstreffen begonnen. Bei ihrer 397. Vollversammlung wählen sie den neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz und seinen Stellvertreter. Laut Statut muss der Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki (74) nach zwei fünfjährigen Amtszeiten den Vorsitz abgeben, ebenso der Vize-Vorsitzende Erzbischof Marek Jedraszewski (74) aus Krakau.
Gadeckis Nachfolger wird nach Angaben des Bischofskonferenz-Sprechers Leszek Gesiak wahrscheinlich am Donnerstag gewählt. Die Wahl könnte aber auch bereits an diesem Mittwoch erfolgen. Die Tageszeitung "Rzeczpospolita" kommentierte, die Erwartungen an den neuen Vorsitzenden seien so groß, dass nur schwer jemand gefunden werden könne, der sie alle erfüllen könne. Der Ausgang der Wahl gilt als offen.
Trennung von Staat und Kirche
Im Mittelpunkt des Treffens stehen zudem die Zukunft des katholischen Religionsunterrichts an Schulen sowie eine Reform der Kirchenfinanzierung. Die neue Mitte-links-Regierung pocht auf eine striktere Trennung von Staat und Kirche. In Zukunft sollen Steuerzahler einen bestimmten Teil ihrer Abgaben direkt einer Religionsgemeinschaft widmen können. Zudem sollen Staatsgelder für Sozialversicherungen von Geistlichen gestrichen werden. Auch eine Reduzierung des Religionsunterrichts ist im Gespräch.
Ein weiteres Thema ist die Ausarbeitung von Standards für den Schutz von Minderjährigen in kirchlichen Einrichtungen. Die Vizedirektorin und Mitbegründerin des Kinderschutzzentrums an der Jesuiten-Universität in Krakau, Ewa Kusz, wird dazu als Gast der Bischofskonferenz einen Vortrag halten. Seit 2019 führte der Vatikan darüber Verfahren gegen mindestens 18 polnische Bischöfe. Gegen 15 von ihnen verhängte der Heilige Stuhl wegen Versäumnissen verschiedene Sanktionen oder legte ihnen den Rücktritt nahe.
Missbrauchsaufarbeitung in der Kritik
Gadecki war von 2004 an zehn Jahre lang Vizevorsitzender des Episkopats, bevor er den Vorsitz übernahm. Zu seinen schwierigsten Amtshandlungen zählte er am Mittwoch vor den Bischöfen unter anderem seinen Brief an den orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 und den "Brief der brüderlichen Sorge" von 2022 an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wegen des Reformprojekts Synodaler Weg. Manche Beschlüsse des deutschen Gremiums widersprächen dem Evangelium, protestierte Gadecki damals.
Als besonders wichtig in seiner Amtszeit bezeichnete der scheidende Vorsitzende in einem Interview das Verbot von "eugenischen Abtreibungen" durch das polnische Verfassungsgericht 2020. Damals hatte das Gericht den Passus im Abtreibungsgesetz für verfassungswidrig erklärt, der Schwangerschaftsabbrüche bei einer schweren Fehlbildung oder Krankheit des Fötus erlaubte.
(Quelle: KNA 13.03.2024)