Die Legende der Marien ist abenteuerlich. Bei einer ersten Christenverfolgung um das Jahr 45 soll ein steuerloses Boot von Palästina aus ins Meer gestoßen worden sein. An Bord: die "Sünderin" Maria Magdalena; Maria Kleophas, Mutter des Apostels Jakobus des Jüngeren; Maria Salome, die Mutter der beiden Apostel Johannes und Jakobus des Älteren, Märtyrer in Jerusalem und in Santiago de Compostela besonders verehrt. Allesamt waren die Marien treue Anhängerinnen Jesu und am leeren Grab erste Zeuginnen seiner Auferstehung.
Mit im Boot: der von Christus von den Toten erweckte Lazarus und seine Schwester Martha sowie die heiligen Trophimus, Martial, Saturninus und Eutropius. Von der Meeresströmung in die Camargue gespült, gehen die Heiligen jeweils eigene Wege. Martha bezwingt den gefürchteten Drachen Tarasque, ein heidnisches Sinnbild für die alles verschlingende Rhone. Lazarus missioniert in Marseille, Martial im Limousin und Eutropius in der Saintonge. Trophimus wird erster Bischof in Arles, Saturninus in Toulouse.
Zwar lebten die vier letzteren tatsächlich erst im 4. Jahrhundert - doch wahr ist, dass das Christentum einst über die heutige Provence Einzug nach Gallien hielt. Wie so oft verweben sich auch hier fromme Legenden um einen historischen Kern, der am Ende kaum mehr auszumachen ist. (KNA, 23.05.2022)