Juden und Muslime lassen ihre Söhne aus religiösen Gründen beschneiden, Christen nicht. Die drei Weltreligionen berufen sich auf unterschiedliche Quellen. In der Tora, der religiösen Schrift der Juden, wird die Beschneidung als Ritual beschrieben, das den Bund mit Gott begründet. Gott sagt zu Abraham: "Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden; eure Vorhaut sollt ihr beschneiden. Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch." (Genesis 17,10 ff.)
Vorgeschrieben wird die Beschneidung für den achten Tag nach der Geburt. Dies wird bei säkularen bis streng orthodoxen Juden bis heute praktiziert, es sei denn, das Kind hat bei der Geburt eine Krankheit, die das verbietet.
Im Koran, der religiösen Schrift der Muslime, wird die Beschneidung nicht ausdrücklich erwähnt. Sie wird aber als Teil der sogenannten Sunna, der vom Propheten Mohammed überlieferten Tradition, betrachtet. Einen festen Zeitpunkt für die Beschneidung gibt es im Islam nicht. Sie kann bis zur Geschlechtsreife stattfinden.
Im frühen Christentum tauchte die Frage auf, ob bekehrte Nicht-Juden beschnitten werden sollen. Im Neuen Testament sagt der Apostel Paulus, dass weder Beschnittensein noch Unbeschnittensein für den Glauben etwas bedeute (Gal. 6,15). Die Tradition der Beschneidung wurde damit für Christen beendet. Das Ritual zur Aufnahme in die Kirche wurde die Taufe.