Religion nur für Minderheit wichtig bei Corona-Bewältigung

Gottesdienstbesucher machen Kreuzzeichen / © Lars Berg (KNA)
Gottesdienstbesucher machen Kreuzzeichen / © Lars Berg ( KNA )

Bei der Bewältigung der Corona-Pandemie spielten laut einer Studie für die meisten Deutschen die Wissenschaft sowie Familie und Nachbarschaft die entscheidende Rolle. Religion gab trotz einer vermehrten Sinnsuche nur einer Minderheit Orientierung. Das geht aus dem in Gütersloh veröffentlichten Religionsmonitor 2023 der Bertelsmann Stiftung hervor.

Dazu befragte das Infas-Institut für angewandte Sozialwissenschaft im Juni und Juli knapp 4.400 Deutsche ab 16 Jahren und weitere 6.300 Menschen in den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Polen sowie den USA. Die Pandemie bereitete allerdings nur der Hälfte der Befragten die größten Zukunftssorgen. Stattdessen standen Krieg, globale Armut und der menschengemachte Klimawandel im Vordergrund.

Laut Umfrage stellten sich über ein Drittel der in Deutschland Befragten mit der Pandemie verstärkt die Frage nach dem Sinn des Lebens - gleich ob religiös oder nicht. Allerdings empfanden nur die bereits religiös Überzeugten die Religion als hilfreich. Das galt laut Umfrage für 73 Prozent der gläubigen Muslime, 34 Prozent der gläubigen Katholiken und 32 Prozent der gläubigen Protestanten.

Gesamtgesellschaftlich sahen dies hingegen weniger als ein Drittel so.

Für rund 90 Prozent war die Familie und für 85 Prozent die Wissenschaft besonders hilfreich. Die Politik bewerteten weniger als die Hälfte als hilfreich. Nach Angaben der Religionsexpertin der Bertelsmann Stiftung, Yasemin El-Menouar, können aber religiöse Strukturen wie Gemeinden in der Nachbarschaft "eine wichtige soziale Ressource sein". Sie empfahl eine bessere Vernetzung von "Bewältigungssystemen".

Auch länderübergreifend gaben viele Menschen an, dass sie die Sinnfrage während der Pandemie deutlich mehr beschäftigt habe: In Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden und Polen jeweils etwas mehr als ein Drittel, in Spanien und den USA rund 45 Prozent.

"Religion hat dabei nur eine untergeordnete Rolle gespielt - weder hat sich die Gebetspraxis wesentlich erhöht, noch wurde sie mehrheitlich als hilfreiches Gesellschaftssystem gesehen", erklärte El-Menouar.

Allerdings führte der Glaube demnach zu sozialem Handeln. So gaben drei Viertel der Befragten an, sich während der Pandemie mehr für andere engagiert zu haben. Religiöse Menschen waren in dieser Gruppe überproportional häufig vertreten. Glaube "hilft nicht nur, schwierige Zeiten individuell zu bewältigen, sondern kann auch das Engagement für andere stärken", so El-Menouar. (kna/02.03.2023)