Rückblick auf die MHG-Studie

MHG-Studie / © Harald Oppitz (KNA)
MHG-Studie / © Harald Oppitz ( KNA )

Die MHG-Studie war ein Forschungsprojekt, das die Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hat, um das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland zu ermitteln. Von 2014 bis 2018 haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim, des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg und des Bereichs Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug der Universität Gießen die Häufigkeit des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker untersucht. Das Kürzel MHG steht dabei für die Standorte der Forschungsinstitute in Mannheim, Heidelberg und Gießen.

Ziel der Studie war es außerdem, die Formen des Missbrauchs zu beschreiben und kirchliche Strukturen und Dynamiken zu identifizieren, die Missbrauchsgeschehen begünstigen können. Namen und Bistümer wurden nicht genannt. Die Studie sollte auch keine strafrechtliche Relevanz haben. Alle 27 Diözesen Deutschlands hatten sich vertraglich verpflichtet, am Forschungsprojekt teilzunehmen. Die Bischofskonferenz veröffentlichte die Ergebnisse der Studie vor genau fünf Jahren, am 25. September 2018, bei ihrer Vollversammlung in Fulda.

Mehr als 38.000 Personalakten von Klerikern wurden überprüft, beginnend ab 1946 bis 2014. Bei 4,4 Prozent der Akten gab es Beschuldigungen des sexuellen Missbrauchs. Den 1.670 potenziellen und tatsächlichen Tätern stehen mindestens 3.677 Kinder und Jugendliche gegenüber, die von sexuellem Missbrauch betroffen waren - 62,8 Prozent von ihnen männlich. Bei 54 Prozent der Beschuldigten lagen Hinweise auf ein einziges Opfer vor, bei 42,3 Prozent Hinweise auf mehrere Betroffene zwischen 2 und 44 Jahren, der Durchschnitt lag bei 2,5.

Die Autoren wiesen darauf hin, dass die Befunde nur das sogenannte Hellfeld widerspiegelten, zumal Akten vernichtet wurden und nicht alle Vorfälle registriert wurden. Erkenntnisse über das Dunkelfeld wurden nicht erlangt.

Studienleiter Harald Dreßing betonte, es gebe in der Kirche "spezifische Risikokonstellationen, die Missbrauch begünstigen" – beispielsweise "klerikale Macht, veraltete Sexualmoral, Zölibat und Ausschluss von Frauen in den Männerbünden". Die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken riefen 2019 deshalb den Reformdialog Synodaler Weg ins Leben. (Quelle: KNA/14.09.2023)