Heute graue Vorstadt, ist Saint-Denis ein Symbolort der frühen Pariser Stadtgeschichte - und ein Ort mit Märtyrer-Tradition. Früher wurde hier das Grab des Stadtpatrons Dionysius (frz. Denis) verehrt. Am Montmartre ("Hügel der Märtyrer") soll der erste historisch erwähnte Bischof von Paris um 250 während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius auf dem Richtplatz sein abgeschlagenes Haupt genommen und gewaschen haben und damit sechs Kilometer Richtung Norden gelaufen sein.
In Cattuliacus, wo sich der Geköpfte schließlich niederlegte, steht heute die mittelalterliche Basilika Saint-Denis, Grablege von 32 Königinnen, 42 Königen und fast ebenso vielen Prinzessinnen und Prinzen. Benannt ist der Ort nach der Adligen Cattula, die damals hier die Märtyrerchristen bestattete.
Der Chor der früheren Abteikirche gilt als erstes Beispiel der französischen Gotik. Die Gräber und Reliquien wurden während der Französischen Revolution verwüstet. Seit 1966 ist die einstige Klosterkirche die Kathedrale (Bischofskirche) der damals neu gegründeten Diözese Saint-Denis.
Im Mittelalter entspann sich ein architektonischer Wettstreit zwischen dem Pariser Bischofssitz im Stadtzentrum und den Benediktinern an der Grablege der Könige in Saint-Denis. Die beiden Türme der Kathedrale Notre-Dame, heute flach abgeschlossen, sollten zunächst zwei hohe Turmspitzen erhalten. Womöglich wollten die Mönche von Saint-Denis dies mit dem 85 Meter hohen Nordturm übertreffen.
Mitte des 19. Jahrhunderts musste dieser Turm nach Blitzeinschlag und Sturmschäden niedergelegt und sollte eigentlich wiederaufgebaut werden. Allerdings verhinderte das Frankreichs damaliger Chef-Denkmalpfleger Eugene Viollet-le-Duc; wegen kunsthistorischer Bedenken - oder weil sein Rivale den Bau ausführen sollte? Dabei blieb es dann für lange: Seit 1847 hat die Kirche nur noch einen ihrer Türme; doch im Oktober soll nun der Wiederaufbau beginnen. (Quelle: KNA)