Steinmeier: Deutschland hätte Israels Sportler schützen müssen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) und Izchak Herzog, Präsident von Israel / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) und Izchak Herzog, Präsident von Israel / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat an das Olympia-Attentat vor 50 Jahren erinnert. Bei einem Staatsbankett zu Ehren des israelischen Präsidenten Isaac Herzog übte Steinmeier am Sonntag auch Kritik am deutschen Umgang mit der Bluttat: "Viel zu lange haben wir nicht wahrhaben wollen, dass auch wir unseren Teil an Verantwortung tragen: Es war an uns, für die Sicherheit der israelischen Sportler zu sorgen."

Am frühen Morgen des 5. September 1972 drangen palästinensische Terroristen ins Quartier der israelischen Olympia-Mannschaft ein. Sie töteten zwei Israelis und nahmen neun weitere als Geiseln. Mit der blutigen Aktion wollte die Gruppe "Schwarzer September" Gesinnungsgenossen aus der Haft freipressen. Begleitet von Fehleinschätzungen und Pannen missglückte ein Befreiungsversuch auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck. Dabei wurden alle Geiseln, ein Polizist und fünf der acht Terroristen getötet.

Nun gehöre es "zu unserer Verantwortung als Deutsche", die "blinden Flecken des Anschlags in München auszuleuchten", mahnte der Bundespräsident. "Viel zu lange haben wir den Schmerz der Hinterbliebenen nicht wahrhaben wollen", kritisierte er. Gemeinsam mit Herzog wird Steinmeier am Montag zu den Gedenkfeierlichkeiten nach Fürstenfeldbruck reisen.

Die Hinterbliebenen warfen den deutschen Behörden lange Zeit Vertuschen und Versagen vor und verlangten eine angemessene Entschädigung. Zu der nun erzielten Einigung gehören laut Bundesregierung die Aufarbeitung der Geschehnisse durch eine Kommission deutscher und israelischer Historiker, die rechtskonforme Freigabe von Akten, die Einordnung und Übernahme von politischer Verantwortung im Rahmen der Gedenkveranstaltung sowie die Bereitstellung weiterer Anerkennungsleistungen durch den Bund, das Land Bayern und die Stadt München. Deren Gesamthöhe soll laut Medienberichten 28 Millionen Euro für die Familien der Opfer betragen. (KNA/4.9.2022)