In der italienischen Region Marken ist die Suche nach noch drei Vermissten der Unwetter- und Überschwemmungskatastrophe fortgesetzt worden. Die Einsatzkräfte, darunter 400 Feuerwehrleute, suchten am Samstagmorgen zwei Erwachsene - einen Mann und eine Frau - sowie einen acht Jahre alten Jungen. Dieser war seiner Mutter bei dem Unwetter am Donnerstagabend aus den Armen gerissen worden, als sie gerade aus ihrem Auto ausstiegen.
"Da war diese übermenschliche Kraft", sagte die Frau der Zeitung "La Repubblica". Ihr Sohn habe sich an einem Baumstamm festgehalten. "Er wollte sich über Wasser halten. Ein paar Sekunden, dann verschwand er in der Dunkelheit."
Zehn Menschen starben bei dem Unglück, wie die Präfektur in der Stadt Ancona am späten Freitagabend mitteilte. Ministerpräsident Mario Draghi hatte das betroffene Gebiet besucht und gesagt: "Das ist eine Katastrophe. Wir tun unser Bestes." Die Regierung hatte für die Gegend den Notstand erklärt und Soforthilfen in Höhe von fünf Millionen Euro bereitgestellt.
Aufgrund von extremem Platzregen waren in den Gebieten nahe der Adriaküste Flüsse über die Ufer getreten, Wasser- und Schlammmassen hatten sich teils meterhoch durch die Dörfer geschoben. Etliche Menschen wurden in ihren Autos vom plötzlichen Hochwasser überrascht, manche schafften es in den Gebäuden nicht mehr in die oberen Stockwerke. Mehr als 50 Menschen wurden verletzt, rund 150 Leute mussten von den Rettungskräften aus ihren Häusern evakuiert werden.
Nach einem Frühjahr und Sommer, der in Italien von teils extremer Dürre, Trockenheit und Hitze geprägt war, mehrten sich zuletzt die Unwetter in dem Mittelmeerland. Die Katastrophe in den Marken sei aber nicht vorherzusehen gewesen, meinten Experten. Der Zivilschutz der Region warnte unterdessen bereits vor weiteren gefährlichen Regenfällen und rief die Bevölkerung der bereits betroffenen Regionen, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen. (dpa, 17.9.22)