Nicht nur an der Tankstelle und auf der Heizkostenrechnung ist der Blick auf die Preise für viele Verbraucher ein Schock. Auch Lebensmittel werden immer teurer, nicht zuletzt wegen des Ukraine-Kriegs. Ein Ende ist nicht absehbar - im Gegenteil. Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
Supermarktketten kündigen Preiserhöhungen an
Beim Discount-Marktführer Aldi werden bereits am Montag (4.04.22) abermals Fleisch, Wurst und Butter "deutlich teurer", wie Aldi-Nord-Kommunikationschef Florian Scholbeck der dpa sagte. Grund hierfür sei, dass Lieferanten höhere Preise verlangen. Aldi hatte bereits vor zwei Wochen die Preise für etwa 160 Artikel erhöht, eine Woche später verteuerten sich 20 weitere Artikel.
Das Vorgehen des Discounters ist auch deshalb von Bedeutung, weil sich im Preis-Einstiegssegment erfahrungsgemäß viele Händler an den Preisen von Aldi orientieren. So hat auch der Handelsriese Rewe mit seiner Discounttochter Penny für einzelne Warengruppen und Artikel höhere Preise angekündigt. Ein Sprecher der Rewe Group betonte, dass man nur dort die Preise anheben werde, wo es tatsächlich einen "hohen Kostendruck" gebe. Von Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka hieß es, aufgrund der aktuellen Situation auf den Weltmärkten ließen sich steigende Verkaufspreise in der gesamten Branche nicht immer vermeiden. Die Schwarz-Gruppe mit den Ketten Lidl und Kaufland teilte mit, grundsätzlich keine Angaben zur Preisentwicklung zu machen.
Laut einer jüngst veröffentlichten Befragung des Ifo-Instituts planen fast alle Firmen aus Deutschlands Nahrungs-Einzelhandel Preiserhöhungen. "Wir werden das zeitnah überall in den Supermärkten an den Preisschildern sehen können", sagte Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Die Gründe für die steigenden Preise
Eine große Rolle spielen die Folgen des Ukraine-Kriegs. Aber schon vor Kriegsausbruch seien im Handel die Preise "über die Produktpalette hinweg" um gut fünf Prozent gestiegen, sagte Sanktjohanser. Grund waren die gestiegenen Energiekosten. Mit dem Krieg hat sich die Situation noch verschärft. "Seit Beginn des Ukraine-Krieges gibt es Sprünge bei den Einkaufspreisen, die wir so noch nicht erlebt haben", sagte Aldi-Kommunikationschef Scholbeck.
Die "Wirtschaftsweise" Veronica Grimm verwies als Ursachen für steigende Lebensmittelpreise etwa auf die Kosten von Düngemitteln aufgrund der hohen Gaspreise. Dies verknappe die weltweite Agrarproduktion. "Hinzu kommt noch, dass Agrarexporte aus der Ukraine und aus Russland in einem signifikanten Umfang ausfallen werden." Russland und die Ukraine zählen bisher auf dem Weltmarkt zu den wichtigsten Exporteuren von Weizen, Mais und Ölsaaten wie Raps.
Wie es nun mit den Preisen weitergeht
Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts mussten die Menschen in Deutschland im März 6,2 Prozent mehr für Nahrungsmittel ausgeben als im Vorjahresmonat. Und es werde an der Supermarktkasse erst einmal keine anhaltende Abwärtsbewegung mehr geben, sagte Sanktjohanser. "Die zweite Welle an Preissteigerungen kommt, und die wird sicherlich zweistellig." Auch Grimm rechnet mit weiter steigenden Lebensmittelpreisen. Die Spitzenverbände von Handel und Agrarbranche tauschen sich auf Ebene der Zentrale Koordination Handel - Landwirtschaft (ZKHL) über Folgen des Ukraine-Krieges aus. ZKHL-Geschäftsführer Hermann-Josef Nienhoff sagte, die aktuelle Welle der Preissteigerungen sei bei den Verbrauchern noch nicht angekommen.
Die Lage der Verbraucher
Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht Handlungsbedarf. "Für einkommensschwache Haushalte wird es immer schwieriger, sich ausgewogen und gesund zu ernähren", hieß es von einer Sprecherin. Die Verbraucherschützer fordern daher unter anderem eine Anhebung des ernährungsbezogenen Satzes bei Transfereinkommen wie beim Arbeitslosengeld II sowie eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Die Bundesregierung erklärte, generell würden alle Marktentwicklungen beobachtet - und verwies auf das gerade beschlossene zweite Entlastungspaket in Milliardenhöhe.
dpa/01.04.2022