Der Begriff "indigene Völker" entstand in den 1980er Jahren bei den Vereinten Nationen. Indigen bedeutet "in ein Land geboren" und bezeichnet die Nachfahren der ersten Siedler eines Gebietes. Diese Ureinwohner leben meist am Rand der Gesellschaft und haben eine eigene Kultur, deren Bewahrung schwer ist. 1994 haben die UN den 9. August zum Internationalen Tag der indigenen Völker bestimmt.
Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der Indigenen heute auf 370 Millionen Männer, Frauen und Kinder in 90 Ländern. Sie stellen damit weniger als fünf Prozent der Weltbevölkerung, aber 15 Prozent der ärmsten Erdbewohner. Die Indigenen gehören rund 5.000 unterschiedlichen Kulturen an und haben oft eine besondere Beziehung zur Natur, ein besonderes Verständnis von Gemeinschaft und Eigentum sowie eine eigene Spiritualität.
Zu den Indigenen gehören die Indianer in Nord- und Südamerika, die Karen in Südostasien, die Aborigines in Australien, die Adivasi in Indien und die Pygmäen in Zentralafrika. Viele Ureinwohner sind als Jäger, Fischer und Sammler auf Land und intakte Wälder, Savannen und Gewässer angewiesen.
Ihre Kulturen sind unterschiedlich, aber ihre Probleme ähnlich: Die Gebiete von indigenen Völkern sind von Holzfällern, Bergbau und Agrarindustrie bedroht, ihre Gemeinschaften werden ausgegrenzt, ihre Sprachen unterdrückt. Zentrale Forderungen sind die Bewahrung ihrer Traditionen und die Anerkennung ihrer Landrechte.
2019 haben die Vereinten Nationen den indigenen Sprachen gewidmet. Ureinwohner sprechen rund 4.000 Sprachen, von denen nach Angaben der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) 2.680 vom Aussterben bedroht sind. Aber als kulturelles Erbe der Menschheit sollen sie nicht verloren gehen.
2007 verabschiedete die UN-Vollversammlung eine Erklärung über die Rechte der indigenen Völker. Darin wird die Gleichstellung der indigenen Völker mit allen anderen Völkern bekräftigt - und ihr Recht auf Respektierung ihres Andersseins. Und es heißt, "dass alle Völker zur Vielfalt und zum Reichtum von Zivilisationen und Kulturen beitragen, die das gemeinsame Erbe der Menschheit bilden".
Die völkerrechtlich bindende Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über die Rechte der indigenen Völker von 1989 wurde erst von 23 Staaten ratifiziert, darunter Brasilien, Mexiko, Guatemala, die Zentralafrikanische Republik, die Niederlande, Spanien, Norwegen und Dänemark. (epd / Stand 08.08.2019)