Am Tagebau Garzweiler haben an diesem Samstag tausende Menschen gegen die Räumung und den Abriss des Dorfes Lützerath protestiert. Auch die Klimaaktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer hatten ihre Teilnahme angekündigt. Die Polizei rechnete im Vorfeld mit 8.000 Teilnehmenden, die Anzahl wurde offenbar überschritten. Die Bewegung Campact spricht von 35.000 Demonstrierenden, abschließende offizielle Zahlen liegen bislang nicht vor. Laut Polizei drangen mehrere Aktivisten in den Tagebau ein.
Unter den Demonstrierenden sind auch christliche Umweltaktivisten der Initiative "Kirche(n) im Dorf lassen" und der "Christians for Future". In den vergangenen Tagen luden sie immer wieder zu Gottesdiensten an der Abbruchkante ein.
Ebenfalls am Samstag solidarisierten sich Theologinnen und Theologen aus dem deutschsprachigen Raum in einem auf der Internetplattform y-nachten.de veröffentlichten Brief mit den Demonstrierenden. Sie fordern ein Moratorium für die Räumung des Dorfes. "Dabei sind wir ganz besonders von dem prophetischen Handeln der Menschen der Initiative "Kirche(n) im Dorf lassen" inspiriert, die ein Vorbild für uns alle sein sollten." Die Initiative verleihe mit ihren Gottesdiensten "ihrem Glauben an den Gott des Lebens, der den Schrei der Armen und den Schrei der Erde gehört hat" Ausdruck. Zu den rund 35 Erstunterzeichnern gehören mehrere Professorinnen und Professoren sowie der Jesuit Jörg Alt.
Das von Klimaaktivisten besetzte Dorf, das zum Bistum Aachen gehört, wird seit Mittwoch von der Polizei geräumt. Es liegt direkt an der Abbruchkante des Braunkohletagebaus Garzweiler und soll diesem weichen. Der Essener Energiekonzern RWE und die NRW-Landesregierung hatten sich im vergangenen Herbst darauf geeinigt, die Braunkohleverstromung bereits 2030 und nicht erst 2038 zu beenden. Zudem sollen fünf Dörfer im rheinischen Revier - Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich, Berverath - erhalten bleiben und nur Lützerath den Kohlebaggern weichen.
Vertreter von katholischer und evangelischer Kirche aus der Region hatten bereits am Dienstag ein sofortiges Moratorium für die Räumung des Dorfes gefordert. Der Vorsitzende des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, äußerte den Wunsch nach einem stringenteren Vorgehen der Kirchen in Deutschland für den Klimaschutz. Die katholischen Bischöfe hatten angesichts der Räumung den Wert der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit hervorgehoben, zugleich aber die Achtung von Rechtsstaatlichkeit sowie Gewaltfreiheit gefordert. (KNA, 14.1.23)